Vermischtes

Jede fünfte Erwerbsperson glaubt an Verschwörungsmythen

  • Donnerstag, 7. Oktober 2021
/picture alliance / SULUPRESS.DE, Vladimir Menck
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Düsseldorf – Fast jede fünfte Erwerbsperson in Deutschland zweifelt nach einer Analyse an der Gefähr­lichkeit des Coronavirus und neigt in hohem Ausmaß zu Verschwörungsmythen.

18 Prozent der Befrag­ten kritisieren zudem grundlegend die Schutzmaßnahmen in der Pandemie, wie aus einer heute in Düsseldorf vorgestellten Erwerbspersonenbefragung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Demgegenüber lehnen 57 Prozent Verschwörungsmythen, Zweifel an der Coronagefahr und Kritik an den Maßnahmen ab; 24 Prozent zeigten eine ambivalente Haltung.

Die Stiftung ließ laut eigener Angaben im Juni und Juli 2021 mehr als 5.000 Erwerbstätige und Arbeit­suchende online befragen. Das knappe Fünftel, das Kritik an den Coronamaßnahmen übe, tendiere zu 90 Prozent auch zu Verschwörungsmythen und stimme etwa dem Satz zu: „Ich kann mir vorstellen, dass hin­ter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will.“

Überdurchschnittlich verbreitet sind Coronazweifel und Verschwörungsmythen den Angaben zufolge unter Menschen mit wenig Einkommen oder niedrigem Schulabschluss, in Ostdeutschland, bei jüngeren Befragten und solchen, die bislang keine Coronainfektionen in ihrem näheren Umfeld hatten oder die unter der Coronakrise finanziell gelitten haben.

Diese Muster deuteten darauf hin, dass sowohl Gefühle von „Ohnmacht und Kontrollverlust“ und der Eindruck, persönlich nicht oder weniger stark vom Virus bedroht zu sein, Coronazweifel begünstigten, erläuterte Studienautor Andreas Hövermann.

Ein weiterer Faktor sei das „deutlich höhere politische Institutionenmisstrauen“ in Ostdeutschland, so der Böckler-Experte für Sozialforschung. Coronazweifler zeigten die Bereitschaft, AfD, ungültig oder gar nicht zu wählen.

Ein deutlicher Zusammenhang zeigt sich laut Studie auch zwischen einer entschiedenen Ablehnung von Impfungen und Zweifeln an der Pandemie. Von den gut sechs Prozent aller Befragten, die sich „auf keinen Fall“ impfen lassen wollen, neigten gut 80 Prozent zu Coronakritik und Verschwörungsmythen.

Die Studienautoren empfehlen eine bessere „finanzielle Abfederung der durch die Krise entstandenen finanziellen Folgen und damit der Kontrollverluste“. Zudem müsse es weiterhin Ziel staatlicher und wissenschaftlicher Institutionen sein, Desinformation über eine vermeintlich geringe Gefährlichkeit des Virus oder eine vermeintliche Gefahr durch eine Impfung entgegenzutreten.

kna

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