Jüngere Menschen stehen Gesundheitsberufen kritischer als ältere gegenüber

Frankfurt am Main – Geht es um die Qualität ihrer medizinischen Leistungen, dann werden niedergelassene Haus- und Fachärzte von der Bevölkerung der Metropolregion Rhein-Main besser beurteilt als der Durchschnitt der Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen. Eher schlechte Noten gibt es dagegen für die Pflegeberufe.
Das zeigt eine kürzlich vorgelegte Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) unter 500 erwachsenen Bürgern unterschiedlicher Altersgruppen in der Rhein-Main-Region. Auffallend ist, dass Jüngere die Leistungen der Gesundheitsberufe und -einrichtungen tendenziell schlechter bewerteten als Ältere. Auftraggeber der Studie ist die in Frankfurt am Main ansässige Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main.
Ihre Bewertungen konnten die Befragten in Form von Schulnoten abgeben. Laut der Umfrage erhielten Haus- und Fachärzte mit Blick auf ihre medizinische Behandlungsqualität einen Schulnotendurchschnitt von 2,4 bzw. 2,6. Krankenhäuser schnitten in der Beurteilung mit 2,8 ab. Die Altersgruppen 40 bis 59 Jahre und >60 Jahre vergaben dabei durchweg etwas bessere Noten als die Gruppe 18-39 Jahre.
Dass niedergelassene Ärzte besonders von älteren Befragten positiv beurteilt werden, kann nach Meinung des Vorsitzenden der Initiative, Michael Burkhart, an der dort höheren Zahl der Arztkontakte liegen. Hinzu komme, dass „wir in der Beurteilung dieser Fragen einen Generationswechsel haben“.
Die Ansprüche beziehungsweise Erwartungen an das Gesundheitssystem würden sich in der jüngeren Generation stark erweitern. „Der Druck im Kessel steigt. Was wir gegenwärtig unter jungen Menschen in der Klimadebatte sehen, werden wir auch im Gesundheitswesen erleben“, sagte Burkhart.
Bei der Beurteilung der Digitalisierung im Gesundheitswesen gibt es offenbar eine starke Differenzierung der Erwartungshaltung unter den Befragten. Zwar bewerten sie eine digitale Patientenakte oder die Onlinevergabe von Arztterminen positiv, jedoch lehnen sie andere digitale Angebote wie Videosprechstunden mehrheitlich ab. So erhielt die digitale Patientenakte über alle Altersgruppen hinweg eine Zustimmungsrate von 82 Prozent, während zum Beispiel Videosprechstunden nur von 44 Prozent der Befragten akzeptiert werden.
Als insgesamt „herausfordernd“ wurde das aus der Umfrage ersichtliche schlechte Image der Pflegeberufe unter jungen Befragten gewertet. So kamen die ambulanten Pflegedienste mit einem Notendurchschnitt von 2,8 davon, die stationären Pflegeheime brachten es sogar nur auf eine 3,3. Die 18- bis 39-Jährigen benoteten jedoch auch hier schlechter als Befragte mit einem höheren Lebensalter.
Dramtische schlechte Werte für Pflegeberufe
Burkhart sieht darin eine geradezu „dramatische Botschaft“ für die Gewinnung neuer Kräfte im Pflegebereich. Wenn schon das Image der ganzen Berufsgruppe schlecht sei, wie solle man unter diesen Umständen dem Fachkräftemangel im Pflegebereich begegnen? Die Dramatik untermauerte er auch mit einem Vergleich der Attraktivität einzelner Berufe im Gesundheitswesen: Während 82 Prozent aller Befragten den Arzt/Zahnarzt-Beruf für „sehr attraktiv“ oder für „eher attraktiv“, halten, rangieren Pflegeberufe in der achtteiligen Attraktivitätsskala mit 29 Prozent an letzter Stelle.
Der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main ist ein Zusammenschluss von rund 200 Mitgliedern (Ärzte, Krankenhäuser, Pharma-, Versicherungs- und andere Unternehmen sowie Kommunen, Verbände und Berufskammern der Region). Den Vorsitz hat Michael Burkhart von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Region umfasst den mittel- und südhessischen Raum sowie die angrenzenden Räume Aschaffenburg und Rheinhessen.
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