Kampagne bringt Gemeinde neue Landärztin

Hohenkammer – Nach jahrelangen Bemühungen bekommt die oberbayerische Gemeinde Hohenkammer eine neue Hausärztin für die medizinische Versorgung im Ort.
Die Allgemeinmedizinerin Sonja Hömig habe unterzeichnet und werde voraussichtlich ab April 2025 die Praxisräume im Ortszentrum übernehmen, um sich langfristig niederzulassen, teilte die Gemeinde mit.
Die Gemeinde mit rund 2.700 Einwohnern im Landkreis Freising hatte zuvor eine individuelle PR-Kampagne namens „Doktor Caius“ initiiert – die nach einem halben Jahr zum Erfolg führte.
Der Ort Hohenkammer sei mehr als 15 Jahre ohne verlässliche hausärztliche Versorgung gewesen, berichtete der Geschäftsleiter der Gemeinde, Marco Unruh. Um endlich wieder eine hausärztliche Versorgung im Ort zu haben, griff die Gemeinde für die Aktion ins Säckel: „Die Gemeinde hat sich das einiges kosten lassen.“
Im Mittelpunkt der Kampagne stand eine fiktive Figur namens „Doktor Caius“, ein historischer Heiler aus dem Geschlecht der Adelsfamilie, die das Schloss Hohenkammer einst erbaute. Der ausgedachten Überlieferung zufolge heilte der Mediziner schon vor vielen hundert Jahren die Menschen in dem Ort – und war für sein empathisches Wesen bekannt. Einen ähnlich engagierten Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchte die Gemeinde schließlich.
Zwei bis drei weitere Gespräche habe man aufgrund der auch in den sozialen Medien verbreiteten Kampagne geführt, es habe auch positive Reaktionen auf die Aktion aus dem Norden Deutschlands gegeben, berichtete Unruh.
Hömig, die 2010 ihr Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München abgeschlossen hatte, wurde über Social Media auf das Gesuch aufmerksam. Sie sei derzeit in einem Nachbarort in einer Arztpraxis tätig, wohne in der Gegend – und könne nun ihre eigene Praxis selbst gestalten, sagte Unruh.
Den Angaben zufolge sammelte sie Erfahrung als angestellte Ärztin in drei Hausarztpraxen in ebenfalls ländlicher Umgebung und entschloss sich jetzt für den Schritt in die Selbstständigkeit. Für die Praxis werden noch Medizinische Fachangestellte sowie Auszubildende und Reinigungskräfte gesucht.
Ärztemangel auf dem Land betrifft viele Gemeinden. Einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung von 2021 zufolge werden 2035 in Deutschland rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein. Fast 40 Prozent der Landkreise würden unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein, heißt es in der Studie, die von der Agentur zitiert wird.
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