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Knapp ein Drittel der Krankenhäuser sind beim Klimaschutz gut aufgestellt

  • Freitag, 6. Juni 2025
/high_resolution, stock.adobe.com
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Witten/Herdecke – Für den klimafreundlichen Umbau der Krankenhauslandschaft ist es entscheidend, ob die Geschäftsführung den Klimaschutz priorisiert. Das betont eine Studie der Universität Witten/Herdecke, die vor kurzem in dem Magazin PLOS One erschienen ist (2025; DOI: 10.1371/journal.pone.0312661).

Für die Untersuchung wurden die Geschäftsführenden von 1.169 Krankenhäusern in Deutschland angeschrieben. 205 Antworten wurden in der Studie analysiert. Dabei teilten die Studienautorinnen die Krankenhäuser anhand der Angaben in vier Cluster: von Cluster 1 „Ambitionierte Neulinge“ bis Cluster 4 „Gut aufgestellte Profis“.

Die Studie zeige, dass sich die Gruppe der Profis durch klare Zuständigkeiten, regelmäßige Kommunikation zum Klimaschutz und ein strategisch geplantes Nachhaltigkeitsmanagement auszeichnet – und damit auch die Mitarbeitenden motiviere, sich für Klimaschutz einzusetzen, erklärten die Autorinnen Sabine Bohnet-Joschko und Lara Schmidt.

Klimaschutz müsse von der Führungsebene priorisiert und transparent vermittelt werden, um im Klinikalltag wirklich anzukommen. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Schlüsselrolle der Krankenhausleitungen bei der Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen“, so Schmidt. „Ohne klare Führung und Kommunikation bleibt das Potenzial der Mitarbeitenden ungenutzt.“

Nachhaltigkeitsausschuss und Klimakostenstelle

Cluster 4 „Gut aufgestellte Profis“ umfasst 28,3 Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser, vor allem große Krankenhäuser und Universitätskliniken. „Sie engagieren sich am aktivsten im Klimaschutz und verfügen über eine umfassende strategische Planung“, heißt es in der Analyse.

„Sie berichten über umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen in allen Bereichen außer Chemikalien, mit Schwerpunkt auf Energie, Lebensmitteln und Gebäuden.“ Klimaschutzmaßnahmen würden in allen Krankenhausbereichen und -abteilungen aktiv umgesetzt. Mehr als die Hälfte dieser Krankenhäuser hat einen Nachhaltigkeitsausschuss eingerichtet und etwa 40 Prozent gaben an, dass eine Kostenstelle für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen eingerichtet wurde.

Im Clustervergleich ist der Beitrag der Mitarbeitenden zu Initiativen und Projekten bei diesen Krankenhäusern am höchsten, mit Ausnahme der medizinischen Mitarbeiter. „Die Krankenhausverwaltungsleiter geben an, dass von allen Berufsgruppen künftig mehr Verantwortung für den Klimaschutz erwartet wird, wobei die Hauptverantwortung weiterhin bei den Verwaltungsleitern und den technischen Mitarbeitern liegt“, heißt es in der Analyse.

Freigemeinnützige Träger sind oft engagiert

Cluster 3 umfasst der Studie zufolge 13,2 Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser. Diese Häuser verfügen über eine mittlere Bettenzahl und sind überwiegend freigemeinnützig. Sie sind insbesondere Teil eines Krankenhausverbundes und weisen im Clustervergleich den höchsten Anteil an Schwerpunktkliniken auf.

In Cluster 2 sind 26,3 Prozent der Häuser zusammengefasst. Sie verfügen über eine mittlere Bettenzahl und befinden sich überwiegend in privater Trägerschaft. Sie sind insbesondere Teil eines Krankenhausverbunds und bieten Primär- und Regelversorgung an.

Zunehmende Aufmerksamkeit

Cluster 1 „Ambitionierte Neulinge“ besteht aus 32,2 Prozent der teilnehmenden Krankenhäuser. Sie verfügen über 50 bis 799 Betten und befinden sich in öffentlicher Trägerschaft.

„Es handelt sich insbesondere um Einzelkrankenhäuser der Primär- und Regelversorgung, während kein Universitätsklinikum vertreten ist“, schreiben die Autorinnen. „Diese Gruppe zeigt ein geringes Engagement im Klimaschutz und weist eine minimale strategische Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf, die hauptsächlich im Energiebereich umgesetzt werden.

Hinsichtlich der Clusterverteilung weisen die Autorinnen auf einen Bias hin, den ihre Studie haben kann: „Personen, die sich für den Klimaschutz engagieren, dürften eher an dieser Studie teilgenommen haben als Personen, die sich weniger für Umweltthemen engagieren. Zudem lässt sich die Möglichkeit eines sozialen Erwünschtheitsbias nicht ausschließen.“

„Klimaschutz ist ein integraler Bestandteil von Unternehmensstrategien und erlangt zunehmende Aufmerksamkeit“, heißt es in der Studie. „Dieser Trend, der in der aktuellen Literatur gut dokumentiert ist, steht im Einklang mit den Zielen, die Betriebseffizienz zu steigern, Wettbewerbsvorteile zu fördern und zum Klimaschutz beizutragen.“

Die wissenschaftliche Forschung zum Klimaschutz in Krankenhäusern konzentriere sich bislang vor allem auf Energieeffizienz und Abfallmanagement. Über die Strategien der Krankenhausverwaltung zum Klimaschutz sei wenig bekannt.

fos

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