Vermischtes

Lager Asse: Radioaktive Abfälle müssen spätestens 2033 raus

  • Donnerstag, 11. Juli 2024
Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen, M), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, steht bei ihrem Besuch der Schachtanlage Asse II im Landkreis Wolfenbüttel vor einer Schaukarte./picture alliance, dpa, Moritz Frankenberg
Steffi Lemke (Grüne, Mitte), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, steht bei ihrem Besuch der Schachtanlage Asse II im Landkreis Wolfenbüttel vor einer Schaukarte./picture alliance, Moritz Frankenberg

Remlingen – Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sieht im Verbleib radioaktiver Abfälle in der niedersäch­sischen Schachtanlage Asse einen Wettlauf gegen die Zeit.

Die dort eingelagerten Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Stoffen müssten „allerspätestens 2033“ geborgen werden, sagte Lemke gestern Nachmittag bei einem Besuch in dem maroden Atommülllager.

Dort machte sich die Ministerin ein Bild von der Entwicklung. In die Asse dringt Salzwasser ein, das sich seit Anfang des Jahres im Inneren des Schachts aus bislang ungeklärten Gründen neue Wege bahnt.

„Die Situation in der Asse ist eine, die ich sehr ernst nehme“, betonte Lemke. „Wir haben es jetzt seit mehreren Wochen mit veränderten Wasserzuflüssen in der Asse zu tun, und deshalb bleibt und ist die Rückholung oberste Priorität.“

In der Hauptauffangstelle des Schachtes, in 658 Metern Tiefe, kommt nach Angaben der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) nur noch ungefähr 1 Kubikmeter Wasser pro Tag an – zuvor seien es 12,5 Kubikmeter gewesen.

Ein großer Teil des Wassers werde nun in größerer Tiefe, nur wenige Meter von den eingelagerten Atomfäs­sern entfernt, aufgefangen. Wo das restliche Wasser hinfließt, ungefähr 3 Kubikmeter, ist derzeit unklar.

In der Schachtanlage liegen in 13 Kammern rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Ab­fällen, die in den 1960er- und 1970er-Jahren dort eingelagert worden waren. Da die Asse seit Jahren als in­stabil gilt, sollen die Fässer zurückgeholt werden.

Es sei „verantwortungslos“ gewesen, sie überhaupt dort einzulagern, betonte Lemke, die sich vor dem Besuch im Schacht den Fragen wütender Anwohner stellte und sich auch mit dem Gemeindebürgermeister Dirk Neu­mann traf.

Die Vertreter mehrerer Bürgerinitiativen hatten sich gestern vor dem Besuch der Ministerin nahe der Schacht­anlage versammelt, um gegen die politischen Entscheidungsträger zu demonstrieren. Sie werfen der Ministe­rin unter anderem vor, sie nicht in die Entscheidungen zur Rückholung der Fässer einzubinden.

Um die Fässer über Tage sicher lagern zu können, bedarf es eines Zwischenlagers, das den aktuellen Plänen zufolge in direkter Nähe zum Schacht gebaut werden soll. Die Anwohner befürchten, dass es nicht bei einem Zwischenlager bleiben könnte, sondern dass das Lager zum Endlager für die Abfälle werden könnte.

Lemke äußerte Verständnis für diese Sorgen, betonte aber zugleich, dass kein Weg daran vorbeiführe, die Fässer so schnell wie möglich aus dem Schacht zu bergen.

Dass dies geschehen muss, ist seit Jahren klar und auch gesetzlich geregelt. Für die Stilllegung und Räumung ist die Betreibergesellschaft BGE verantwortlich. Nach den aktuellen Plänen soll frühstens 2033 mit der Rück­holung der Abfälle begonnen werden.

Im kommenden Jahr wolle die BGE den Antrag für den Bau eines Rückholwerkes, das für die Bergung der Fäs­ser nötig ist, einreichen, sagte BGE-Chefin Iris Graffunder. Auch sie hält den Zeitplan bis 2033 für ambitioniert, betont aber, dass dringend nötig sei, ihn zu verfolgen.

Es gebe keine gute Alternative, denn: Sollte so viel Wasser in die Anlage eindringen, dass eine Rückholung der Fässer nicht mehr verantwortbar wäre, müsste das Bergwerk verschlossen werden. Dann würden Notfallmaß­nahmen greifen. Derzeit zeichne sich eine solche Situation aber nicht ab, betonte Lemke. „Wir haben keine akute Katastrophe.“

dpa

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