Vermischtes

Mehr als 1.200 Pflegeeinrichtungen insolvent oder geschlossen

  • Dienstag, 8. April 2025
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Berlin – In Deutschland geraten immer mehr Pflegeheime und -dienste in finanzielle Not. Das zeigt eine Erhebung des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP).

Demnach wurden seit Anfang vergangenen Jahres bei 1.264 Pflegeeinrichtungen Insolvenzen oder Schließungen bekannt, wie AGVP-Geschäftsführerin Isabell Halletz sagte. „Das macht uns große Sorgen, weil trotz wachsenden Bedarfs etliche Pflegeplätze wegbrechen.“

Tatsächlich dokumentierte der Arbeitgeberverband Pflege bereits Anfang vergangenen Jahres in einer eigens erstellten „Deutschlandkarte Heimsterben“, wie stark die Branche unter Druck steht. Mehr als 800 Insolvenzen oder Schließungen in der Altenpflege zählte der Verband demnach im Jahr 2023.

Verbandspräsident Thomas Greiner sagte damals: „Und das Heimsterben geht weiter, egal ob familiengeführtes Pflegeheim, kirchliche Sozialstation oder leistungsstarkes Pflegeunternehmen.“

Angesichts der wachsenden Probleme und des immer größer werdenden Pflegebedarfs in der alternden Gesellschaft hatte der noch amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Herbst eine Pflegereform angekündigt. Auf den Weg kamen Verbesserungen vor dem Bruch der Ampelkoalition aber nicht.

Halletz macht als Hauptursache für die finanzielle Schieflage vieler Pflegeanbieter mangelnde Zahlungsmoral der Krankenkassen verantwortlich. Die Leistungen der Heime und Dienste würden meist nicht zeitnah bezahlt.

„Das türmt sich bei den Pflegeunternehmen zu sechs- bis siebenstelligen Summen auf“, sagte Halletz. Klamme Kassen sanierten sich auf Kosten von Pflegeanbietern. „Die Pflegeunternehmen werden als Bank der Kassen missbraucht“, sagte Halletz.

Lange dauere es auch bei den Sozialämtern, die bei bedürftigen Menschen für die Eigenanteile einspringen – aber oft erst nach monatelanger Wartezeit, wie Halletz kritisierte. „Die Anbieter erbringen also Leistungen, die zunächst gar nicht finanziert werden – das trifft auch größere Unternehmen.“

Gefragt seien nun die Parteien, die derzeit über die nächste Regierung in Deutschland verhandeln. „Der Abbau von Strukturen sollte ein großes Warnzeichen an die Politik sein“, mahnte Halletz. Die Pflegeunternehmen müssten gestärkt werden.

Gegenüber den Pflegekassen dürften sie nicht mehr „wie Bittsteller“ auftreten müssen, so die Verbandsmanagerin. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) hatte es zuletzt 11.250 Pflegeheime mit vollstationärer Dauerpflege und 15.549 ambulante Pflegedienste in Deutschland gegeben.

dpa

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