Mehr Kinder in Thüringen wegen Sprechstörungen in Therapie

Erfurt – Behandlungen bei Kindern mit Sprechstörungen nehmen in Thüringen zu. Nach Zahlen der Krankenkassen haben Ärzte im Jahr 2019 knapp 27.000 Rezepte für eine Sprachtherapie für Heranwachsende bis zum 15. Lebensjahr ausgestellt. 2018 waren es rund 25.700, wie eine Sprecherin der Techniker Krankenkasse (TK) unter Berufung auf Daten des GKV-Spitzenverbands sagte.
Im ersten Quartal dieses Jahres setzte sich demnach der Aufwärtstrend fort. Für die Zeit danach – in die auch der wochenlange Lockdown wegen der Coronapandemie fiel – liegen bislang keine Abrechnungsdaten vor.
Die jährlichen Schuleingangsuntersuchungen durch die Gesundheitsämter fördern seit Jahren einen steigenden Anteil von Schulanfängern mit Sprech-, Sprach- und Stimmstörungen zutage.
Im Untersuchungsjahr 2018 war in Thüringen mit einem Anteil von 25,8 Prozent mehr als jedes vierte Kind dieser Altersgruppe betroffen, wie aus Daten des Landesverwaltungsamtes hervorgeht. 2010 hatte der Anteil der sprachgestörten Kinder bei 22,6 Prozent gelegen.
Nach Angaben der Bildungsforscherin Sandra Neumann von der Universität Erfurt treten Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern entweder als Folge einer Vorerkrankung, zum Beispiel einer Hörstörung, oder separat im Laufe des Sprechenlernens auf. Dabei geht es um Defizite bei der Aussprache, dem Wortschatz, der Grammatik oder dem Kommunikationsverhalten der Kinder.
Je nach Schweregrad könne sich diese Störung langfristig auf die Entwicklung eines Kindes auswirken. Betroffene Kinder seien beispielsweise oft ängstlicher oder hyperaktiver als andere Kinder.
Häufig werde das Verhalten betroffener Kinder fälschlicherweise als unaufmerksames oder schlechtes Verhalten interpretiert, sagte die Bildungsforscherin. „Dem Kind werden dann allgemeine Lernschwierigkeiten unterstellt oder die Ursache wird bei den Eltern gesucht.“
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