Organisationen wollen Patientenlotsen gesetzlich verankert sehen

Berlin – Das Konzept der Patientenlotsen soll gesetzlich verankert werden, damit die Versorgung von Menschen mit komplexen Gesundheitsbedarfen langfristig verbessert wird. Dafür sprechen sich der Bundesverband Managed Care (BMC), die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC), die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und die Deutsche Schlaganfall-Hilfe aus.
„Modellprojekte haben gezeigt, dass Patientenlotsen die Kommunikation und Koordination im Gesundheitssystem optimieren, Praxen entlasten, Krankenhausaufenthalte verkürzen und Fehlversorgung verhindern“, sagte Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, anlässlich des 3. Tags der Patientenlotsen in Berlin.
Die Vorteile müssten nun allen Patienten zugänglich gemacht werden, heißt es in der Forderung der Organisationen. Es brauche einheitliche Rahmenbedingungen mit einer klaren Definition von Zielgruppen, Aufgaben und Qualitätsanforderungen der Patientenlotsen.
Ein von der Schlaganfall-Hilfe in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten habe bereits gezeigt, wie dies in Einklang mit den Sozialgesetzbüchern gebracht werden könnte.
Demnach könnte das Konzept der Patientenlotsen im Fünften Sozialgesetzbuch verankert werden und zu einer Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden. Damit hätten zunächst chronisch kranke Patienten Anspruch auf einen Patientenlotsen.
In einem nächsten Schritt könnte die Regelung in weitere Sozialgesetzbücher aufgenommen werden, sodass auch Menschen in sozialen Problemlagen Zugang zu Patientenlotsen hätten, heißt es in dem Gutachten des Sozialrechtsexperten Gerhard Igl.
Der Bund habe den Nutzen der über 50 Patientenlotsenprojekte, die vom Innovationsfonds gefördert wurden, auch erkannt, betont die Schlaganfall-Hilfe.
Bereits angelaufene Gesetzgebungsvorhaben zur Einführung von Primärversorgungszentren, zum Aufbau von Gesundheitsregionen oder zur Neustrukturierung der Krankenhäuser bieten den Organisationen zufolge eine gute Gelegenheit, die gesetzliche Verankerung von Patientenlotsen vorzubereiten.
„Care- und Case-Management bei komplexen Erkrankungen gehört in den Leistungskatalog der GKV“, sagte Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC. „Noch ist der Zug dafür nicht abgefahren. In den aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben müssen die Weichen daher so gestellt werden, dass Versorgungsverbesserungen durch Lotsen allen Patienten zugänglich gemacht werden“.
Martina Stamm-Fiebich (SPD), Mitglied des Gesundheitsausschusses und Vorsitzende des Petitionsausschusses, zeigte sich offen für den Vorschlag: „Die Patientenlotsen halte ich für viele Erkrankungen wirklich für sinnvoll, wir wissen aber auch, dass es noch an vielen Stellen klemmt“, sagte sie. Insbesondere an der Kommunikation zwischen dem ambulanten und stationären Bereich müsse sich noch viel verändern.
Viele Patienten würden sich im deutschen Gesundheitssystem nicht zurechtfinden, insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen und chronischen Erkrankungen, in lebensverändernden Situationen und nach Krankenhausaufenthalten bräuchten sie Unterstützung, betonten die Experten beim Tag der Patientenlotsen.
Patientenlotsen, auch Case- und Care-Manager genannt, könnten etwa bei der Organisation von sozialen Leistungen und Terminen helfen, damit Versorgungsbrüche und Fehlversorgung vermieden werden. „Lotsen verknüpfen Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen, was zu einer effizienteren, patientenzentrierten Versorgung führt“, erklärte Brinkmeier von der Schlaganfall-Hilfe.
Durch die Koordination und Vernetzung der Versorgenden verbessert sich den Organisationen zufolge die Kommunikation und Praxen werden entlastet. Die Modellprojekte hätten gezeigt, dass sich nicht nur die Patienten besser versorgt fühlten, sondern dass auch Praxen entlastet werden und die Zufriedenheit von Ärzten in der Zusammenarbeit steige.
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