Pharmaexperten warnen vor Antibiotikaengpässen wegen 2019-nCoV

Frankfurt am Main – Produktionsausfälle in China wegen des Coronavirus könnten nach Ansicht von Pharmaexperten zu Antibiotikaengpässen in Deutschland führen. Da die Herstellung von Wirkstoffen in der stark betroffenen Provinz Hubei stillstehe, schwänden die Lagervorräte für die Weiterverarbeitung, sagte Morris Hosseini, Pharmaexperte bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger.
Kurzfristig reichten die Antibiotikalagerbestände aus, um die Produktion aufrecht zu erhalten, doch bei einem längerfristigen Stopp in den chinesischen Werken drohten Lieferengpässe.
Weltweit sei die Pharmabranche in der Wirkstoff-Produktion stark abhängig von China, da die Herstellung in Europa nicht lohne. So würden etwa Vorstufen der Penicilline stark in der Volksrepublik produziert. Zwar sei die Provinz Hubei mit der Hauptstadt Wuhan nicht der einzige, aber ein maßgeblicher Standort für die Wirkstofferstellung, sagte Hosseini.
„Wenn sich die Situation in den chinesischen Produktionsstätten mittelfristig nicht entspannt, wird sich die Lage in Europa zuspitzen.“ Erschwerend komme hinzu, dass mit dem chinesischen Neujahrsfest die Produktion ohnehin geruht habe.
Im Falle von Lieferengpässen könnten Produzenten in Indien einspringen, aber nicht kurzfristig in der benötigten Größenordnung, sagte Hosseini. In Deutschland würden etwa nötige Vorstufen von Antibiotika seit dem Produktionsende am Pharmastandort Frankfurt Höchst 2017 gar nicht mehr produziert, so eine Studie von Roland Berger.
Behörden sehen unterdessen noch keinen Grund zur Sorge. Es lägen „bislang keine Hinweise vor, dass es aufgrund des Coronavirus zu kurzfristigen Liefer- oder Versorgungsengpässen kommen wird“, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn mit.
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