Bundesärztekammer für Aufbau nationaler Arzneimittelreserve

Düsseldorf – Angesichts immer häufiger auftretender Engpässe bei Arzneimitteln hat sich der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, für den Aufbau von nationalen Arzneimitteldepots für ausgewählte Medikamente ausgesprochen.
„Für relevante Medikamente sollte man eine nationale Arzneimittelreserve aufbauen, um die Versorgung der Bevölkerung jederzeit gewährleisten zu können“, sagte der BÄK-Chef der Rheinischen Post. Welche Medikamente die Allgemeinheit in welchem Umfang vorhalten sollte, könnten zum Beispiel Krankenversicherungen, Ärzte, Politik und Pharmaindustrie gemeinsam festlegen.
Reinhardt betonte, das Problem der Arzneimittelknappheit werde immer größer. In den vergangenen Jahren habe man immer wieder Engpässe in relevantem Ausmaß erlebt. „Im Juli lagen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 226 Meldungen für eingeschränkte Verfügbarkeit oder für einen Lieferengpass vor“, sagte er.
Engpässe gebe es zum Beispiel bei antibiotischen Substanzen und bei Bluthochdruckpräparaten, bei denen es vielfach Qualitätsprobleme gebe, weil sie außerhalb Europas unter völlig anderen Standards als unseren hergestellt würden. Probleme mit der Verfügbarkeit gibt es auch immer wieder bei Impfstoffen.
Die bayerische SPD-Abgeordnete Ruth Müller regte heute an, eine gesetzliche Meldepflicht bei absehbaren Engpässen einzuführen. Der Bayerische Apothekenverband habe erklärt, dass Apotheker in Europa im Schnitt 5,6 Stunden pro Woche damit verbringen würden, sich um Lieferengpässe zu kümmern. „Das kann es nicht sein“, sagte sie.
Müller verwies auch auf eine Antwort der Staatsregierung in Bayern auf eine Anfrage. Diese zeige, dass sich die meisten Lieferengpässe auf Antibiotika, Anästhetika, Krebsmedikamente und Impfstoffe bezögen. Ursachen dafür seien vielfach Produktionsverzögerungen im Ausland – vor allem in China und Indien – sowie die globale Preispolitik.
„Um Lieferengpässen vorzubeugen, müssen hier Vorkehrungen geschaffen werden“, sagte Müller. Die Staatsregierung müsse genau darlegen, wo und in welchen Krankenhäusern Lieferengpässe aufträten. Darüber hinaus müsse sie eine gesetzliche Meldepflicht einführen, damit das Ausmaß deutlich und der Handlungsdruck verschärft werde.
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