S1-Leitlinie zur SARS-CoV-2-Teststrategie für Mitarbeitende im Gesundheitswesen veröffentlicht

Berlin – Eine S1-Leitlinie über eine nationale SARS-CoV-2-Teststrategie für Mitarbeitende im Gesundheitswesen haben 17 medizinische Fachgesellschaften unter Federführung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) veröffentlicht.
Die wichtigste Forderung ist laut Uwe Janssens, Erstautor der Leitlinie sowie Präsident der DIVI, nicht nach dem „Gießkannenprinzip“, sondern gezielt nach Relevanz zu testen. Alles andere koste Zeit, Geld und wertvolle Ressourcen – so der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler.
Die DIVI sowie alle beteiligten Fachgesellschaften richten zudem den dringenden Appell an Politiker im gesamten Bundesgebiet, sich mit dem vorgelegten Konzept auseinanderzusetzen. Denn: Mitarbeiterschutz heiße immer auch Patientenschutz.
Die Zahl der COVID-19-Fälle sei unter den Tätigen in Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sehr hoch. Rund 26.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen hätten sich in Deutschland bereits mit SARS-CoV-2 infiziert.
Die Zeit sei reif, die nationale Teststrategie zu spezifizieren und über Priorisierungen nachzudenken, erklärt Janssens. Dabei solle laut Leitlinie der Grad des Infektionsrisikos, die Art der Risikotätigkeit, der Signalwert des lokalen SARS-CoV-2 Wertes sowie das lokale Ausbruchsgeschehen beachtet werden.
„Aktuell liegen die wöchentlichen Testkapazitäten der Labore für Coronatests (RT-PCR) bei ca. 1,4 Millionen Untersuchungen. Wir beschäftigen aber in Deutschland alleine etwa fünf Millionen Mitarbeiter im Gesundheitswesen“, so Janssens. Eine Übertestung sollte deshalb unbedingt vermieden werden.
Die Kosten für die Teststrategie müssten einheitlich geregelt werden und dürften nicht zu Lasten der Mitarbeitenden oder den jeweiligen Einrichtungen und Praxen gehen.
Die 17 Fachgesellschaften sprechen sich zudem einstimmig für die begleitende wissenschaftliche Evaluation der Nutzen-Schaden-Bilanz der eingesetzten Teststrategien unter den spezifischen Bedingungen des deutschen Gesundheitssystems aus.
„Das betrifft insbesondere die Grenzwerte als Auslöser für Testungen. Gerade bei einer niedrigen Prävalenz von SARS-CoV-2 in einer Region ist die Gefahr falsch-positiver Testungen bei Reihentestungen besonders hoch“, erläuterte Janssens.
Die hierdurch wieder neu gewonnenen Erkenntnisse könnten wiederum eine rasche Änderung der vorgelegten Leitlinie mit ihren Empfehlungen bedingen.
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