Suchtexperten warnen vor synthetischen Opioiden

Köln – Experten aus Suchtforschung und Suchthilfe haben vor gefährlichen synthetischen Opioiden in Deutschland gewarnt. Die Häufungen von Drogennotfällen in Irlands Hauptstadt Dublin und auch in Großbritannien zeige, dass diese Stoffe in Europa auf dem Vormarsch seien, erklärten der Bundesverband Akzept, die Deutsche Aidshilfe und die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen.
Immer häufiger werden Heroin demnach synthetische Opioide wie Fentanyl oder Nitazene beigemischt. Diese Stoffe wirkten mehr als hundertmal stärker und seien sehr schwer zu dosieren, weshalb Konsumierende davon überrascht würden. Sie verursachten eine Atemdepression, die schnell tödlich verlaufen könne.
Auch in Deutschland wurden demnach bereits Beimengungen in Heroinproben nachgewiesen. Um Todesfälle zu vermeiden, müsse schnell eine Infrastruktur für Drogennotfälle aufgebaut werden, forderten die Organisationen. Städte und Kommunen sollten entsprechende Vorkehrungen treffen, Bund und Länder müssten Mittel aufstocken.
„Wir verzeichnen jetzt schon die höchste Zahl von Drogentoten seit 20 Jahren“, warnte Daniel Deimel vom Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung. Schnellteststellen könnten helfen, synthetische Opioide vor dem Konsum zu identifizieren.
Dirk Schäffer von der Deutschen Aidshilfe mahnte zudem den Ausbau der Substitutionstherapie an. Zudem müsse es in allen Bundesländern Drogenkonsumräume geben. Beides seien „wissenschaftlich belegte Maßnahmen zur Überlebenssicherung".
Nötig seien auch Schulungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen mit dem Notfallmedikament Naloxon bei einer Überdosierung. Naloxon könnten auch Laien als Nasenspray verabreichen.
Opioide sind in den USA für die Mehrheit der tödlichen Überdosen verantwortlich. US-Außenminister Antony Blinken warnte vor einigen Monaten vor einem Übergreifen der Fetanylkrise auf den Rest der Welt.
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