Tausende traumatisierte Flüchtlinge ohne Therapieplatz

Berlin – Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) kritisiert, dass viele traumatisierte Asylsuchende in Deutschland keinen Therapieplatz bekommen. Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten, die Beratungsstellen müssten laut dem bisher nicht veröffentlichten Versorgungsbericht der BAfF jährlich mehrere Tausend Menschen abweisen.
2017 seien demnach „mindestens 7.212 Geflüchtete“ abgewiesen worden, die um Hilfe bei den Psychosozialen Zentren der BAfF gebeten hatten. 2016 seien es 10.360 gewesen: „Die Dunkelziffer ist hoch, weil nicht alle Anfragen dokumentiert werden“, zitieren die Zeitungen aus dem Bericht. Diese Flüchtlinge könnten „weder versorgt, noch auf die Warteliste gesetzt werden“.
Der Dachverband der Behandlungszentren für Opfer von Menschenrechtsverletzungen und politischer Verfolgung gibt den Zeitungen zufolge an, dass 2017 insgesamt 21.418 Klienten in den deutschlandweit 37 Hilfsstellen betreut wurden. „Damit versorgten alle Psychosozialen Zentren gemeinsam mehr als doppelt so viele Menschen wie noch fünf Jahre zuvor“, so der Bericht weiter.
Die gestiegene Zahl der Behandlungen hänge auch mit der insgesamt gewachsenen Zahl an Asylsuchenden zusammen, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen seien. Der aktuelle Bericht der BAfF beschreibe zudem, warum Flüchtlinge oftmals besonders stark traumatisiert seien.
„Leben Geflüchtete ohne sicheren Aufenthaltsstatus unter eher restriktiven Aufnahmebedingungen, haben sie ein höheres Risiko, an psychischen Störungen zu erkranken als vergleichbare Personengruppen“, heißt es. Asylsuchende würden zudem „häufiger unter psychischen Erkrankungen leiden“, wenn sie in Sammelunterkünften und nicht in privaten Wohnungen leben.
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