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UN-Bericht: Fast die Hälfte aller Schwangerschaften ungewollt

  • Mittwoch, 30. März 2022
/Antonioguillem, stock.adobe.com
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Paris – Fast die Hälfte aller Schwangerschaften weltweit sind laut einem neuen UN-Bericht von heute ungewollt. Und von den 121 Millionen ungewollten Schwangerschaften pro Jahr werden demnach mehr als 60 Prozent abgetrieben – die Hälfte davon unter unsicheren Bedingungen, wie der UN-Bevölkerungs­fonds (UNFPA) mitteilte.

Hauptursachen für die ungewollten Schwangerschaften seien demnach die Benachteiligung der Frauen, Armut, sexuelle Gewalt sowie mangelnder Zugang zu Ver­hütungsmitteln und Abbrüche.

Der UNFPA-Bericht stützt sich auf neue Daten des Guttmacher-Instituts aus 150 Ländern zwischen 2015 und 2019. Die Autoren des Berichts warnten, dass Konflikte wie der Ukraine-Krieg die Zahl ungewollter Schwangerschaften in „schwindelerregende“ Höhen treibe, da die sexuelle Gewalt zunimmt und der Zu­gang zu Verhütungsmitteln eingeschränkt ist.

UNFPA-Direktorin Natalia Kanem berichtete bei der Vorstellung des Berichts von Fällen schwangerer Frauen in der Ukraine, „die wussten, dass sie ernährungstechnisch nicht in der Lage sein würden, ihre Schwangerschaft durchzuhalten“. Es gebe auch Beispiele von Kriminellen, „die die Tragödie des Krieges als eine Gelegenheit sehen, Frauen und Mädchen ins Visier zu nehmen“.

Studien zufolge erleben mehr als 20 Prozent der vertriebenen Frauen weltweit sexuelle Gewalt. Kanem warnte, dass die Zahlen wegen des mit der Gewalt verbundenen sozialen "Stigmas" vermutlich zu niedrig sind.

Sie schätzte, dass allein der Konflikt in Afghanistan bis 2025 voraussichtlich zu 4,8 Millionen ungewoll­ten Schwangerschaften führen wird. Auch die Coronakrise hatte UNFPA zufolge allein im ersten Jahr der Pandemie zu bis zu 1,4 Millionen ungewollten Schwangerschaften geführt.

Jedes Jahr müssten demnach sieben Millionen Frauen nach unsicheren Abtreibungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Diese seien eine der Hauptursachen für den Tod von Müttern.

Die türkische Ärztin Ayse Akin berichtete bei der Vorstellung des Berichts, dass sie „verzweifelte Frauen“ behandelt habe, die versucht hätten, mit „Stricknadeln“ und „Streichhölzern“ abzutreiben.

afp

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