Vogelgesang verringert Ängstlichkeit und irrationale Gedanken

Berlin – Vogelgesang kann Ängstlichkeit und irrationale Gedanken mildern. Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in der Fachzeitschrift Scientific Reports (2022; DOI: 10.1038/s41598-022-20841-0).
Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich Verkehrslärm und Vogelgesang auf Stimmung, Paranoia und kognitive Leistung auswirken. Dazu hörten die 295 Teilnehmer 6 Minuten lang entweder typische Verkehrsgeräusche oder Vogelgesänge – dabei variierte die Anzahl der verschiedenen Verkehrsgeräusche und Vogelstimmen. Vor und nach den Hörproben füllten die Teilnehmer Fragebögen zur Erfassung der mentalen Gesundheit aus und erhielten Kognitionsaufgaben.
„Jeder Mensch trägt bestimmte psychische Dispositionen in sich. Auch Gesunde können beispielsweise Angstgedanken oder zeitweise paranoide Wahrnehmungen haben“, erläutert Erstautor Emil Stobbe aus der Lise-Meitner-Arbeitsgruppe „Umweltneurowissenschaften“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
Deswegen erlaubten es die Fragebögen, bei den Teilnehmern Tendenzen zu Depressionen, Angststörungen und Paranoia zu erkennen und den Effekt von Vogelgesang oder Verkehrsgeräuschen auf diese Neigungen zu untersuchen, erläuterten die Forscher ihren methodischen Ansatz.
Laut den Wissenschaftlern legt die vorliegende Studie nahe, dass das Hören von Vogelstimmen Ängstlichkeit und Paranoia bei gesunden Teilnehmern verringert. Dabei war es nicht relevant, ob der Gesang von vielen verschiedenen Vogelarten oder nur von 2 Spezies kam.
Einen Einfluss auf depressive Zustände konnten die Forscher aber nicht beobachten. Verkehrslärm dagegen verschlimmerte depressive Tendenzen, besonders bei einer Tonspur, die viele verschiedene Verkehrsgeräusche beinhaltete.
Die kognitiven Leistungen wurden in der Studie weder von Vogelgesang noch von Verkehrslärm beeinflusst. Die Wissenschaftler sehen einen möglichen Ansatz zur Prävention oder Beeinflussung psychischer Störungen. „Wenn wir schon in einem Onlineexperiment, das die Teilnehmenden am Computer absolvierten, solche Effekte nachweisen können, ist davon auszugehen, dass diese in der freien Natur noch stärker sind“, so Stobbe.
Eine mögliche Erklärung für den positiven Effekt der Vogelstimmen ist laut der Arbeitsgruppe, dass Menschen Vogelstimmen unterschwellig mit einer intakten natürlichen Umgebung in Verbindung brächten.
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