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WHO: Mehr als 80 Millionen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen

  • Montag, 16. Juni 2025
/Pixel-Shot, stock.adobe.com
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Kopenhagen – Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der European Respiratory Society (ERS) zeigt große Lücken bei der Diagnose und Versorgung chronischer Atemwegserkrankungen, wie etwa Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD).

Als erster WHO-Bericht dieser Art verdeutlicht er das tatsächliche Ausmaß des Problems und fordert dringende Maßnahmen. In der gesamten europäischen WHO-Region würden diverse Lungenerkrankungen in hohem Maße unterdiagnostiziert, schlecht behandelt und in ihren Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme erheblich unterschätzt werden, so das Fazit der Autorinnen und Autoren.

Alarmierend ist, dass die Diagnosekapazitäten und -instrumente wie Spirometrie nach wie vor begrenzt seien, dass in der primären Gesundheitsversorgung häufig Fehldiagnosen gestellt oder Überweisungen verzögert würden und dass Gesundheitsfachkräfte für eine frühe Diagnose nicht ausreichend geschult seien.

Zwar hatten frühere Fortschritte zu einem Rückgang der Sterblichkeit durch chronische Atemwegserkrankungen geführt. Dieser Erfolg habe allerdings zu einer Verringerung der Forschungsmittel und einer Schwächung der Überwachung geführt, hebt der Bericht hervor.

Obwohl 81,7 Millionen Menschen in der Europäischen Region der WHO mit diesen Erkrankungen leben und jedes Jahr 6,8 Millionen neu diagnostiziert werden, sei das Thema aus den politischen Prioritäten verschwunden. Millionen Menschen bleiben demnach ohne die notwendige Versorgung.

Dieser Bericht zeige, dass chronische Atemwegserkrankungen aufgrund unzureichender politischer Aufmerksamkeit und Unterfinanzierung lange Zeit übersehen wurden, kritisierte Hans Henri P. Kluge, Regionaldirektor der WHO für Europa. „Diese Vernachlässigung hat zu Unterdiagnosen, Fehldiagnosen und unvollständigen Daten geführt, was die Region jährlich schätzungsweise 21 Milliarden US-Dollar kostet.“

Produktivitätsverluste vor allem in Deutschland

Der Bericht weist auch auf die wirtschaftlichen Kosten der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit hin: Die Produktivitätsverluste aufgrund chronischer Atemwegserkrankungen bei Menschen im Alter von 30 bis 74 Jahren in der Region werden auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Deutschland sticht hier mit 4.768 Millionen US-Dollar besonders hervor. Eine Erklärung für diesen Spitzenwert hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) kurzfristig nicht. Es verdeutliche aber die klinische und sozioökonomische Relevanz chronischer Atemwegserkrankungen, sagte der Präsident der DGP, Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen-Ruhrlandklinik.

Den Großteil der chronischen Atemwegserkrankungen (CRD) machen COPD und Asthma in der Region aus. Derzeit sind sie die sechsthäufigste Todesursache. Und das, obwohl sie oft vermeidbar und behandelbar sind. COPD ist für 80 Prozent der CRD-bedingten Todesfälle verantwortlich.

Zukunftsprognosen deuten darauf hin, dass die COPD-Fälle zwischen 2020 und 2050 weltweit um 23 Prozent steigen werden, wobei der stärkste Anstieg bei Frauen und in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verzeichnen sein wird. Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle aufgrund von Asthma bleibt hoch, insbesondere bei jungen Menschen, obwohl wirksame Behandlungen zur Verfügung stehen.

gie

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