Vom Arztdasein in Amerika

Ausländische Ärzte

  • Montag, 18. Februar 2019

Eingeladen einer Antrittsvorlesung beizuwohnen, fuhr ich in die Schweiz. Einer meiner Freunde hatte nach fleißigen Jahren der Forschung und des Arbeitens seinen nächsten akademischen Titel erhalten und hielt deshalb eine öffentliche Vorlesung, die sogenannte Antrittsvorlesung. Drei Ärzte kamen hierbei zu Wort, ein Dekan und zwei Privatdozenten, und ihr hochdeutsches Idiom stach inmitten des Schweizer Dialektes des Publikums deutlich hervor.

„40% aller in der Schweiz tätigen Ärzte sind Deutsche“, sagte mir später ein Kollege auf der anschließenden Feier. Nun, kaum zu Hause angekommen, überprüfte ich diese Zahl und stellte zwar fest, dass sie zu hoch gegriffen, aber in der Tendenz nicht ganz falsch sei: 18,7% aller in der Schweiz tätigen Ärzte haben ein deutsches Arztdiplom, so zumindest die Zahlen des Jahres 2016. Das macht knapp 60% aller ausländischen Ärzte aus, da der Ausländeranteil unter Ärzten bei 32,9% liegt und Deutsche somit die mit Abstand größte Gruppe bilden (Hofstettler S et al. 2017. SÄZ. https://saez.ch/article/doi/saez.2017.05522).

Zum Vergleich: Deutschland ist zwar noch weit weg von einem solchen Anteil ausländischer Ärzte, kommt ihm jedoch mit großen Schritten immer näher. Aus weniger als 2% Ausländer­anteil im Jahr 1991 sind im Jahr 2018 mittlerweile 14% geworden, sodass knapp 55.000 aller 392.402 gemeldeten Ärzte Bildungsausländer sind. Die drei größten Herkunftsländer sind derzeit Rumänien, Syrien und Griechenland. Angesichts von mehr als 90.000 Medizin­studenten in Deutschland bräuchte man rein rechnerisch keine Zuwanderung, da aber nicht alle Studenten im Fach oder im Land bleiben, gibt es eben einen Ärztemangel. (Quelle Bundesärztekammer. https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2018/).

Dass in den USA der Trend ein ganz anderer ist, habe ich in der Vergangenheit in anderen Beiträgen dargestellt. Ausländische Ärzte wandern zwar nicht ab, sind aber aufgrund ihres mittlerweile überdurchschnittlichen Alters vermehrt von Berentung betroffen. Da unter den Assistenzärzten um die 10% aus dem Ausland stammen, nimmt deshalb Jahr um Jahr der Anteil ausländischer Ärzte in den USA ab. Folgen die Schweiz und Deutschland bald diesem Renationalisierungstrend? Oder sind die USA im Westen inmitten immer heterogener werdenden Gesellschaften aufgrund dieser Renationalisierungstendenzen einfach „außer­gewöhnlich“, ein Begriff, mit dem sie sich gerne schmücken?

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