Bayerische Landesärztekammer plant strengere Prüfungen für Mediziner aus Nicht-EU-Staaten

München – Die bayerische Landesärztekammer (BLÄK) will für Mediziner aus Nicht-EU-Staaten die Prüfungsstandards erhöhen. Es brauche eine umfänglichere Facharztprüfung für Ärzte aus Drittstaaten, sagte BLÄK-Präsident Gerald Quitterer heute anlässlich des 78. Bayerischen Ärztetags, der am kommenden Wochenende stattfindet.
Die bisherige Prüfung, in der Ärzte etwa aus Russland, Serbien oder dem arabischen Raum ihre fachlichen Fähigkeiten belegen müssten, um eine Anerkennung als Facharzt zu bekommen, solle von derzeit 30 Minuten auf bis zu 120 Minuten verlängert werden. Die Bewerber sollen auch schriftliche Prüfungsteile ablegen müssen, indem sie etwa einen Arztbrief schreiben.
Konkret geplant ist, dass der Paragraf 14 der Weiterbildungsordnung (WO) für die Ärzte Bayerns um einen Absatz 2a ergänzt wird. „Über die Mindestprüfungsdauer (…) kann sich (…) die Prüfung auf bis zu 120 Minuten und auf die Überprüfung praktischer Fertigkeiten erstrecken. Neben der Überprüfung praktischer Fertigkeiten ist darüber hinaus die Aufforderung zur Abgabe einer schriftlichen Prüfungsarbeit innerhalb des Prüfungszeitraums zulässig“, soll es darin heißen.
Eine umfänglichere Prüfung habe dabei nichts mit einer fehlenden Willkommenskultur zu tun, entgegnet Quitterer möglichen Kritikern der geplanten Neuregelung und erklärt: „Einheitliche Standards für in- und ausländische Kolleginnen und Kollegen sind gerechtfertigt und dienen der Patientensicherheit.“
Die umfänglichere Drittstaatenprüfung soll künftig für alle Ärzte, die nicht aus einem EU-Mitgliedsland, der Schweiz oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) stammen, gelten. Die Delegierten des 78. Bayerischen Ärztetags müssen über den Antrag entscheiden.
Bei der BLÄK seien zwar keine Berichte über Mediziner aus dem Ausland bekannt, die wegen einer unzureichenden Qualifikation Kranke falsch behandelt hätten, sagte Quitterer. Es sei aber „eine Frage der Patientensicherheit, etwas zu ändern, bevor Schäden eintreten“. Es habe sich gezeigt, dass die jetzige Prüfung zu kurz sei, um die Qualifikation von Bewerbern gründlich abzuklären. „Es ist auch im Interesse der Kollegen, wenn die Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung klar bestätigt wird“, sagte Quitterer.
Derzeit arbeiten nach Angaben der BLÄK 8.613 ausländische Ärzte in Bayern, davon 3.826 aus Nicht-EU-Staaten. Damit stammen 13 Prozent der berufstätigen Mediziner aus dem Ausland, knapp sechs Prozent aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. An diesen Zahlen lasse sich sehen, „dass die Kollegen eine wichtige Rolle in der Versorgung spielen“, betonte der BLÄK-Präsident.
Prüfungen zur Anerkennung ihrer Qualifikation als Facharzt haben nach Angaben der Ärztekammer seit Jahresbeginn in Bayern 44 Bewerber abgelegt. In die davon getrennte Fachsprachenprüfung, die Voraussetzung ist, damit eine im Ausland erworbene Approbation in Deutschland anerkannt wird, sind 1.316 Ärzte gegangen. Davon haben nach Angaben der BLÄK gut 50 Prozent der Bewerber die Prüfung im ersten Anlauf bestanden. Bei denen, die die Prüfung wiederholen, liege die Bestehensquote bei 80 Prozent.
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