Ruf nach Schutz und humanitärer Hilfe in Nordsyrien

Bonn – Hilfswerke haben sich besorgt über die Kämpfe in Nordsyrien gezeigt und den Schutz der Zivilbevölkerung gefordert. Die Diakonie Katastrophenhilfe und Ärzte ohne Grenzen verlangten heute in Berlin die Einhaltung des humanitären Völkerrechts.
Dieser Forderung schloss sich auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an. Krankenhäuser dürften keine Ziele von Angriffen sein, erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.
Die Hilfsorganisationen forderten außerdem den Zugang zu humanitärer Hilfe für die betroffene Bevölkerung. Der Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen, Robert Onus, befürchtete jedoch, dass „Vertreibung und kampfbedingte Verletzungen“ die ohnehin knappen Ressourcen in den Krankenhäusern zusätzlich zu belasten drohen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), betonte in diesem Zusammenhang, dass die humanitäre Hilfe vor Ort bereits dramatisch unterfinanziert sei. Nur rund ein Drittel der benötigten Mittel stünden zur Verfügung, um die Menschen vor Ort mit den notwendigsten Hilfsgütern zu versorgen.
„Jetzt helfen keine neuen Superlative, die die dramatische Lage in Syrien beschreiben, es braucht dringend finanzielle Unterstützung“, erklärte der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, in Bonn.
Caritas international stelle 100.000 Euro für die Nothilfe in Nordsyrien bereit, teilte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation, Oliver Müller, in Freiburg mit. Caritas international ist seit Jahren in Syrien engagiert, auch während des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs.
Nach dem Abzug der US-amerikanischen Truppen hatte das türkische Militär vorgestern eine Offensive gegen die syrische Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien gestartet. Die Türkei hatte bereits am 20. September Dutzende Ärzte in das Grenzgebiet zu Syrien beordert, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederholt vor einem Militäreinsatz in der Region gewarnt hat.
Die Ärzte würden „im Rahmen der geplanten grenzüberschreitenden Militäroperation der türkischen Streitkräfte in Syrien medizinische Leistungen“ erbringen, hieß es in einem Dokument des Gesundheitsministeriums.
Die Ärzte aus verschiedenen Teilen der Türkei sollen einen Monat in den türkischen Grenzprovinzen Sanliurfa und Mardin eingesetzt werden, hieß es. Zunächst seien 94 Mediziner betroffen, sagte Osman Öztürk von der Ärztekammer in Istanbul damals. Die meisten von ihnen seien erst gestern Abend informiert worden.
Die Türkei und die USA hatten sich Anfang August auf die Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Die Türkei fordert entlang der Grenze ein Gebiet unter ihrer alleinigen Kontrolle.
Die Gegend wird bisher von der syrischen Kurdenmiliz YPG beherrscht, die von Ankara als Terrororganisation betrachtet wird. Für die USA ist sie dagegen ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen. US-Präsident Trump hatte die YPG aber Anfang der Woche als Veründeten fallengelassen.
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