Ausland

Ruf nach Schutz und humanitärer Hilfe in Nordsyrien

  • Freitag, 11. Oktober 2019
Rauchwolken über dem syrischen Teil des Stadtgebietes Tall Abyad nach der Bombardierung durch türkische Streitkräfte, /picture alliance, Lefteris Pitarakis, AP
Rauchwolken über dem syrischen Teil des Stadtgebietes Tall Abyad nach der Bombardierung durch türkische Streitkräfte. /alliance, Lefteris Pitarakis, AP

Bonn – Hilfswerke haben sich besorgt über die Kämpfe in Nordsyrien gezeigt und den Schutz der Zivilbevölkerung gefordert. Die Diakonie Katastrophenhilfe und Ärzte ohne Grenzen verlangten heute in Berlin die Einhaltung des humanitären Völkerrechts.

Dieser Forderung schloss sich auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an. Kran­kenhäu­ser dürften keine Ziele von Angriffen sein, erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttin­gen.

Die Hilfsorganisationen forderten außerdem den Zugang zu humanitärer Hilfe für die be­troffene Bevölkerung. Der Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen, Robert Onus, be­fürchtete jedoch, dass „Vertreibung und kampfbedingte Verletzungen“ die ohnehin knappen Ressourcen in den Krankenhäusern zusätzlich zu belasten drohen.

Die UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), betonte in diesem Zusammenhang, dass die humanitäre Hilfe vor Ort bereits dramatisch unterfinanziert sei. Nur rund ein Drittel der benötigten Mittel stünden zur Verfügung, um die Menschen vor Ort mit den notwendigsten Hilfsgütern zu versorgen.

„Jetzt helfen keine neuen Superlative, die die dramatische Lage in Syrien beschreiben, es braucht dringend finanzielle Unterstützung“, erklärte der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlings­hilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, in Bonn.

Caritas international stelle 100.000 Euro für die Nothilfe in Nordsyrien bereit, teilte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation, Oliver Müller, in Freiburg mit. Caritas interna­tional ist seit Jahren in Syrien engagiert, auch während des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs.

Nach dem Abzug der US-amerikanischen Truppen hatte das türkische Militär vorgestern eine Offensive gegen die syrische Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien gestartet. Die Türkei hatte bereits am 20. September Dutzende Ärzte in das Grenzgebiet zu Syrien beordert, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederholt vor einem Militäreinsatz in der Region ge­warnt hat.

Die Ärzte würden „im Rahmen der geplanten grenzüberschreitenden Militär­ope­ra­tion der türkischen Streitkräfte in Syrien medizinische Leistungen“ erbringen, hieß es in einem Dokument des Ge­sund­heits­mi­nis­teriums.

Die Ärzte aus verschiedenen Teilen der Türkei sollen einen Monat in den türkischen Grenzprovinzen Sanliurfa und Mardin eingesetzt werden, hieß es. Zunächst seien 94 Mediziner betroffen, sagte Osman Öztürk von der Ärztekammer in Istanbul damals. Die meis­ten von ihnen seien erst gestern Abend informiert worden.

Die Türkei und die USA hatten sich Anfang August auf die Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Die Türkei fordert entlang der Grenze ein Gebiet unter ihrer alleinigen Kontrolle.

Die Gegend wird bisher von der syrischen Kurdenmiliz YPG beherrscht, die von Ankara als Terrororganisation betrachtet wird. Für die USA ist sie dagegen ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen. US-Präsident Trump hatte die YPG aber Anfang der Woche als Veründeten fallengelassen.

kna/may

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