S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom umfassend aktualisiert

Berlin – Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ist eine neue Version der S3-Leitlinie zum Harnblasenkarzinom erschienen. Die Neuerungen betreffen alle Bereiche von der Diagnostik über die Therapie bis hin zu Rehabilitation, Lebensqualität, Palliativmedizin und Nachsorge.
Ein wichtiger Bereich der Leitlinie sind die perioperativen Systemtherapien – also der Einsatz von Medikamenten oder anderen Therapien vor und nach der Operation, zum Beispiel Chemotherapien und adjuvante Immuntherapien bei geeigneten Patienten. „In der dritten Version der S3-Leitlinie haben wir mehrere Neuerungen zu diesem Thema aufgenommen“, erläutert Günter Niegisch. Er ist zusammen mit Jürgen Gschwend, Margitta Retz und Philipp Maisch Koordinator der Leitlinie.
Niegisch betont, dass die Entscheidung für eine perioperative Systemtherapie wesentlich von individuellen Faktoren der Patienten abhängt, also vom Allgemeinzustand und Komorbiditäten sowie von Vortherapien und vom Verlauf der Tumorerkrankung. Für die Entscheidungsfindung sei es wichtig, alle beteiligten Disziplinen einzubeziehen.„Bei Patientinnen und Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom soll das Therapiekonzept multidisziplinär in einer Tumorkonferenz vor Therapiebeginn festgelegt werden“, betont Niegisch daher.
Die Arbeitsgruppe hat auch die Leitlinienempfehlungen zur Rehabilitation nach operativer und systemischer Therapie aktualisiert. „Die entsprechenden Maßnahmen sollten in einer Klinik mit qualitätsgesicherter Zulassung für uroonkologische Rehabilitation erfolgen“, erläutert Retz.
Außerdem hat das Leitlinienteam die Empfehlungen zur Behandlung funktioneller Störungen nach radikaler Zystektomie geschlechtsspezifisch aktualisiert. „Dies betrifft beispielsweise bei Männern Therapieempfehlungen bei erektiler Dysfunktion und Beratungen zu Sexualstörungen bei Frauen“, so Retz. Da Blasenkrebs mit einer großen Einschränkung der Lebensqualität einhergehen könne, sollten Patienten frühestmöglich ein psychoonkologisches Screening erhalten.
Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Interdisziplinären Arbeitsgruppe BlasenCarcinom der Deutschen Krebsgesellschaft. 31 weitere Fachgesellschaften und Organisationen haben daran mitgearbeitet. Die Deutsche Krebshilfe hat die Arbeit im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie unterstützt.
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