S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom aktualisiert

Berlin – Eine aktualisierte S3-Leitlinie fasst den aktuellen Wissensstand zu Diagnostik und Behandlung des Reizdarmsyndroms zusammen. Unter anderem haben die Autoren darin die Kapitel zur Ernährung, zur psychotherapeutischen Behandlung und zu komplementären Therapien deutlich erweitert, zudem ist erstmals ein eigenständiges Kapitel zum Reizdarmsyndrom bei Kindern enthalten.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) haben die Leitlinie zusammen mit 17 weiteren Fachgesellschaften erarbeitet.
„Das Reizdarmsyndrom ist ein komplexes Erkrankungsbild, bei dem Störungen zwischen Zentral- und Darmnervensystem sowie der Darm-Hirn-Achse eine Rolle spielen“, erläuterte Viola Andresen, Koordinatorin der Leitlinie und Leiterin des Ernährungsteams am Israelitischen Krankenhaus Hamburg.
Charakteristisch seien immer wieder krampfartige Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, ohne dass eine eindeutige organische Ursache auszumachen sei. Zwischen vier und zehn Prozent der Deutschen sind laut der Leitlinie von der Erkrankung betroffen.
Wie und warum ein Reizdarmsyndrom entsteht, ist laut den Autoren bisher nicht vollständig geklärt. Auslöser könnten vorangegangene gastrointestinale Infektionen sein, auch finde sich mitunter ein Zusammenhang mit psychischen Faktoren.
„Weil es beim Reizdarmsyndrom oft zu übertriebener und irreführender Diagnostik kommt, gehen wir in der Leitlinie auch auf wissenschaftlich nicht-fundierte diagnostische Verfahren ein und bewerten diese“, sagte Peter Layer, Direktor der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus Hamburg und ebenfalls Koordinator der Leitlinie.
So raten die Autoren von IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie von kommerziell erhältlichen Stuhltests zur Analyse des Darmmikrobioms ab. ,Wichtig sei aber, schwerwiegende Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik auszuschließen – etwa Darmkrebs, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Nahrungsmittelintoleranzen.
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