S3-Leitlinie zur Versorgung chronischer Nierenkrankheiten in der Hausarztpraxis aktualisiert

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) haben ihre S3-Leitlinie „Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischer, nicht-nierenersatz-therapiepflichtiger Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis“ aktualisiert. Die Leitlinie bezieht sich auf die hausärztliche Versorgung und hat zum Ziel, Früherkennung und Behandlung zu verbessern, um langfristige Gesundheitsrisiken und die Dialysepflichtigkeit zu minimieren.
Die Leitlinie definiert eine chronische Nierenerkrankung (Chronic Kidney Disease, CKD) anhand der Nierenfunktion, gemessen als glomeruläre Filtrationsrate, oder anhand struktureller Veränderungen oder anhand eines erhöhten Albumins/Kreatinin-Verhältnisses im Urin (UACR). Zur Abgrenzung von der akuten Nierenerkrankung (Acute Kidney Disease, AKD) müssen die Veränderungen mindestens drei Monate bestehen.
Die Leitlinie empfiehlt bei Erstdiagnose eine Sonografie der Nieren. Wichtig sei außerdem die Bestimmung des UACR. Dieser Wert dient zur Stadien-Einteilung von Nierenkrankheiten und ist laut der Autorengruppe darüber hinaus notwendig, um die Indikation zum Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren zur Progressionsverlangsamung bei Patientinnen und Patienten mit Nachweis einer Albuminurie oder eingeschränkten Nierenfunktion zu stellen. Die UACR könne außerdem unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht bei der Abschätzung des Risikos für ein Nierenversagen helfen.
Ein zentraler Aspekt der Leitlinie ist die Verbesserung der Risikoeinschätzung für das Fortschreiten der CKD bis hin zum Nierenversagen. Hierzu empfehlen die Autorinnen und Autoren neue Risikoscores, die das Alter der Patienten berücksichtigen und damit eine individuellere Therapieplanung ermöglichen.
Ab sofort steht dafür von der DEGAM und DGfN ermöglicht ein deutschsprachiger Online-Rechner kostenfrei zur Verfügung, um in der Praxis das Risiko eines nierenersatztherapiepflichtigen Nierenversagens zu berechnen.
CKD-Patienten haben darüber hinaus ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Es werden daher in der Leitlinie Empfehlungen zur Behandlung mit Statinen und der Indikation von Thrombozytenaggregationshemmern gegeben. Auch enthält die Leitlinie spezifische Impfempfehlungen für CKD-Patienten, die von den allgemeinen Impfempfehlungen für die Bevölkerung abweichen.
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