Häufigkeit chronischer Nierenerkrankungen stark gestiegen

Berlin – Chronische Nierenerkrankungen sind auf dem Vormarsch. Zwischen den Jahren 2013 und 2022 zeigen die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten ein Plus von mehr als 60 Prozent bei gesetzlich versicherten Patienten ab 40 Jahren.
Das zeigt eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), die im Rahmen des Versorgungsatlas erschienen ist (2024, DOI: Y10.20364/VA-24.03). Insgesamt waren demnach im Jahr 2022 fast 2,94 Millionen Patienten betroffen.
Die Zahl dialysepflichtiger Personen veränderte sich über den zehnjährigen Untersuchungszeitraum hingegen wenig. Sie lag im Jahr 2022 bei über 86.000 und zeigte damit den im Zeitverlauf niedrigsten Wert (Höchstwert 2018: 89.844). Laut dem Zi schieden viele Patienten während der Pandemie aus der Dialysebehandlung aus.
Männer zeigten laut der Analyse im Jahr 2015 mit 5,56 Prozent eine im Vergleich zu Frauen (3,65 Prozent) um 52 Prozent erhöhte altersstandardisierte Prävalenz. Dieser Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern ging über die Jahre zurück. Die Prävalenzen betrugen im Jahr 2022 bei Männern 7,75 Prozent und bei Frauen 5,88 Prozent – ein Unterschied von nur noch 32 Prozent.
Bei einer regionalen Aufschlüsselung der Erkrankungsraten zeigte sich: Im Jahr 2022 gab es in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg die meisten Menschen mit chronischer Nierenerkrankung.
„Die steigende Prävalenz diagnostizierter chronischer Nierenkrankheiten weist darauf hin, dass zuvor unerkannte chronische Nierenkrankheiten bei immer mehr Patientinnen und Patienten im ambulanten Versorgungsalltag erkannt, diagnostiziert und eher frühzeitig behandelt werden“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Die Daten zeigten ein höheres Maß bisher nicht erkannter Erkrankungen beim weiblichen Geschlecht.
Stillfried betonte, die hohen Prävalenzen seien für die medizinische Versorgung in den besonders betroffenen Regionen eine große Herausforderung, denn mit einer chronischen Nierenkrankheit gingen oftmals Folge- und Begleiterkrankungen einher, die zusätzliche Anforderungen an die verfügbaren Kapazitäten in den Praxen und Krankenhäusern der Region stellten.
Dabei seien vor allem die niedergelassenen Haus- und Fachärzte gefragt. „Unsere aktuell ausgewerteten Daten belegen, dass ihnen bundesweit, aber besonders in den nordöstlichen Bundesländern, eine wichtige Lotsen- und Präventionsaufgabe zufällt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende.
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