Vermischtes

Sachverständige fordern konkretes Handeln Richtung allgemeiner Gesundheits­versorgung

  • Dienstag, 12. Dezember 2023
/natali_mis, stock.adobe.com
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Berlin – Ambitionierten Erklärungen auf internationaler Ebene mit dem Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung müssten jetzt auf nationaler Ebene konkrete Taten folgen, forderten gestern Sachverständige im Fachgespräch des Unterausschusses Globale Gesundheit des Bundestages.

Den Parlamenten komme bei der Etablierung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung (engl. Universal Health Coverage, UHC) eine Schlüsselrolle zu, wobei der Deutsche Bundestag mit seinem Unterausschuss Globale Gesundheit eine Vorbildfunktion inne habe – so der Tenor.

4,5 Milliarden Menschen, also rund die Hälfte der Weltbevölkerung, hätten keinen Zugang zu einer essenziellen Gesundheitsversorgung, vor allem im globalen Süden, konstatierte Gabriela Cuevas Barron vom UHC2030 Steering Committee. Dem wolle die Staatengemeinschaft mit der Initiative „UHC2030“ und dem erklärten Ziel entgegentreten, allen Menschen bis zum Jahr 2030 Zugang zum Gesundheitssystem ihres Landes zu verschaffen.

Ein Treffen der Vereinten Nationen im September dieses Jahres sei ein wichtiger Schritt gewesen, um die Fortschritte auf dem Weg dahin zu betrachten. Allerdings habe das Treffen echte handlungsorientierte Zusagen vermissen lassen, kritisierte Cuevas Barron. Ohnehin würden die wesentlichen Veränderungen lokal, vor Ort, erreicht. Den Parlamenten komme eine Brückenfunktion zu, die auf der globalen Ebene gegebenen politischen Versprechen in die lokalen Realitäten zu übersetzen, gesetzgeberisch Prioritäten zu setzen und den Regierungen durch den Haushalt die Leitplanken für die Umsetzung vorzugeben.

Jedes Land müsse für sich das am besten zu seiner gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verfasstheit passende Gesundheitssystem schaffen, erläuterte Manuela De Allegri von der Universität Heidelberg. Ein ideales Modell, dass für alle passe, gebe es nicht. Jedes Land müsse versuchen, in der Systemfrage zwischen oftmals mehreren Modellen das richtige Gleichgewicht zu finden.

Viel sei in den ärmsten Ländern durch Subventionen erreicht worden – De Allegri nannte Thailand als positives Beispiel. Um überhaupt alle nötigen Dienstleistungen anbieten zu können, könne man auf den privaten Sektor im Gesundheitswesen nicht verzichten.

Auch Thiagarajan Sundararaman vom People's Health Movement hob Thailand als ein gelungenes Beispiel hervor. Es habe hohe Investitionen gegeben – 95 Prozent der Anbieter seien öffentliche Unternehmen, für jeden gebe es seit 2002 einen Rechtsanspruch und ein umfassendes Versorgungspaket. Man habe darüber hinaus fünf „Risikopools“ eingerichtet, durch die die Kosten für bestimmte Personengruppen abgedeckt würden.

In Indien sei außerdem das System der Community Health Workers dabei, das Gesicht der Gesundheitsversorgung zu verändern. Es bringe Gesundheitsdienstleistungen und Medikamente in jeden Haushalt. Die allgemeine Versicherung decke hingegen lediglich zehn Prozent der Menschen ab, da es die vielen beruflich Selbständigen, aber auch die Arbeitslosen nicht erreiche, so Sundararaman.

EB/hib

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