Medizin

Schlaganfall-Report: Europäische Länder vernachlässigen Langzeitversorgung

  • Dienstag, 16. Mai 2017
Schlaganfall - Gewitter im Gehirn /psdesign1, stock.adobe.com
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Brüssel/Gütersloh – Der Forschungsreport „The Burden of Stroke in Europe“ zeigt sehr große Ungleichheiten zwischen, aber auch innerhalb der europäischen Länder. Dies gilt für die gesamte Schlaganfall-Behandlungskette. Die Schlaganfallnachsorge wird in allen Ländern eindeutig vernachlässigt. Den Bericht über die Situation der Schlaganfall­versorgung in Europa hat die europäische Schlaganfallpatienten-Organisation Stroke Alliance for Europe (SAFE) letzte Woche im EU-Parlament vorgestellt.

Die Schlaganfall-bedingten Todesraten in Europa sind innerhalb der letzten 20 Jahre kontinuierlich gesunken. Gleichzeitig kündigt der Report an, dass die Schlaganfallzahlen zwischen 2015 und 2035 in der EU um 34 Prozent ansteigen werden, haupt­sächlich aufgrund der zunehmenden Alterung der Bevölkerung.

Deutschland schneidet in vielen Berei­chen im Vergleich zu den untersuchten 35 europäischen Ländern gut ab. „Der Report zeigt auf, dass in der Akut­ver­sor­gung des Schlaganfalls in den letz­ten Jahren viel in Europa getan worden ist und Deutschland im Vergleich eine sehr gute Akutversorgungsstruktur besitzt", resümiert Markus Wagner, Vizepräsident von SAFE. „Es wird aber auch sehr deutlich, dass die Strukturen der Langzeitversorgung und Unter­stützung der Patienten zum Beispiel in Bezug auf die soziale Integration in praktisch allen europäischen Ländern deutlich vernachlässigt worden sind und eine konzertierte Entwicklung von patientennahen Modellen und Strategien notwendig ist". Es sei eine erschrec­ken­de Vorstellung, eine exzellente Ver­sorgung in einer bestimmten Region zu erhalten und in einem anderen Land deutlich schlechtere Strukturen vorzufin­den, mit möglicherweise katastrophalen Folgen bei einem Schlaganfall, sagt Wagner.

Gesundheitskosten steigen

Die Gesamtkosten des Schlaganfalls in Europa im Jahr 2015 betrugen rund 45 Milliarden Euro. Der Report prognosti­ziert einen deutlichen Anstieg der direkten Gesundheitskosten als auch der indirekten Kosten. Die Hochrechnungen zeigen weiterhin, dass auch die Zahl der Menschen, die mit dem Schlaganfall als chronische Erkrankung leben müssen, bis zum Jahr 2035 um zirka 25 Prozent ansteigen wird. Auf diese Welle in einer Größenordnung von rund einer Million zusätzlicher, mit der Erkrankung lebender Patienten im Jahr 2035 müssten sich die Gesundheitssysteme in Europa möglichst bald einstellen. Ein Schlaganfall-Aktionsplan sei notwendig, damit der erwartete Anstieg die nationalen Gesundheitssysteme nicht vollkommen überfordere.

Forderungen von SAFE an die EU

Nach Meinung von SAFE braucht jedes einzelne EU-Mitgliedsland eine nationale Schlag­anfallstrategie, die durch die jeweilige Regierung getragen wird. Diese Strategie muss den gesamten Versorgungspfad abbilden: von der Bevölkerungsaufklärung und Prävention über die Diagnose und Behandlung in einer spezialisierten Schlaganfall­station sowie der Überleitung in eine Rehabilitation bis in die ambulante Nachsorge.

SAFE fordert die EU-Länder auf, die Datenerhebung zu systematisieren, an der Schlag­anfallversorgung beteiligte Einrichtungen regelmäßig bei Audits zu überprüfen und sich europaweit abzustimmen.

gie

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