Schwangerschaft: Behandlung von Begleiterkrankungen meist ohne Komplikation für Mutter und Kind

Rostock – Ärzte sind oft unsicher, wenn es darum geht, schwangere Frauen mit Asthma, Migräne oder anderen Begleiterkrankungen zu betreuen. Die Medikamentenauswahl ist begrenzt. Zwar bestehe häufig kein Verdacht auf embryotoxische und teratogene Effekte, heißt es in einem CME-Beitrag, der im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist (Dtsch Arztebl Int 2017; 114 (37): 616–26). Die Evidenz dafür sei jedoch gering.
Asthma, Migräne, Hypothyreose, Hyperthyreose und Varicosis zählen zu den häufigsten fünf Begleiterkrankungen in der Schwangerschaft. Im Gegensatz zu Emesis/Hyperemesis gravidarum, Sodbrennen/Refluxkrankheit oder Gestationsdiabetes sind sie aber nicht durch die Schwangerschaft selbst bedingt.
Um Komplikationen bei Mutter und Kind zu vermeiden, sollten Ärzte einige Medikamente von der Therapie ausklammern. Bei Migräne ist eine nichtmedikamentöse Behandlung während der Schwangerschaft zu bevorzugen. Analgetika, Magnesium und nichtsteroidale Antirheumatika sollten zur Prophylaxe maximal bis zur 32. vollendeten Schwangerschaftswoche gegeben werden. Ansonsten besteht die die Gefahr, dass es zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus Botalli beim Fötus kommt. Für die erfolgreiche Prophylaxe von Migräneattacken durch die Gabe von Acetylsalicylsäure (100 mg/Tag) liegt nur geringe Evidenz vor.
Hingegen gibt es bei Asthma keinen Unterschied zwischen der Behandlung schwangerer und nicht schwangerer Frauen. Kortikosteroide können Frauen auch während der Schwangerschaft inhalieren. Auch orale Glukokortikoide sind bei schwerem Asthma und lebensbedrohlichen Situationen unverzichtbar – auch wenn sie im ersten Trimester das Risiko für fetale Lippen- oder Gaumenspalten um 0,2 Prozentpunkte erhöhen (0,3 % versus 0,1 %). Systemisch applizierte Glukokortikoide erhöhten das diabetogene Risiko.
Die Autoren um Michael Bolz von der Universitätsfrauenklinik in Rostock haben Studien und Leitlinien für alle fünf Krankheitsbilder zusammengefasst, die im Zeitraum 2007 bis 2016 erschienen sind. Sie vermitteln Ärzten unter anderem auch das Wissen darüber, mit welchen Risiken eine unbehandelte mütterliche Schilddrüsenüberfunktion einhergeht und wie schwangere Frauen Thrombosen vorbeugen können.
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