Medizin

Antidepressiva in der Schwangerschaft: Kein Risiko für geistige Beeinträchtigung des Nachwuchs

  • Freitag, 14. Juli 2017
/Light Impression und jiris, stock.adobe.com
Inttelligenzdefizite beim Kind durch Antidepressiva in der Schwangerschaft konnten durch eine Kohortenstudie vorerst widerlegt werden. /Light Impression und jiris, stock.adobe.com

New York – Antidepressiva während der Schwangerschaft stehen unter Verdacht, das Wohl des Kindes zu gefährden. Sie begünstigen aber nicht das Risiko, dass das Kind eine geistige Behinderung entwickle, schlussfolgern Forscher von der Icahn School of Medicine, Mount Sinai aus den Daten schwedischer Kinder. Die Ergebnisse der Kohortenstudie, die in JAMA Psychiatry publiziert wurden, fanden keinen signifikanten Zusammenhang (2017; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2017.1727). 

Für das Antiepileptikum Valprorat konnten Sprach- und Gedächtnisprobleme bis zu intellektuellen Defiziten des Kindes bei Einnahme während der Schwangerschaft bereits nachgewiesen werden. Auch Antidepressiva passieren die Plazenta und könnten sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Einige Beobachtungsstudien legen die Vermutung nahe, dass unter anderem ein Zusammenhang mit einer kürzeren Schwan­ger­schaft, einem geringeren Geburtsgewicht, reduziertem Wachstum des Kopfes und Autismus bestehen könnte. Für Antidepressiva entkräftet die aktuelle Studie bei fast 180.000 Kindern, die zwischen 2006 und 2007 in Schweden geboren wurden, den Verdacht eines Zusammenhangs mit intellektuellen Defiziten.

Bei 856 Kindern stellten die Forscher innerhalb von etwa acht Jahren eine Intelligenz­minderung fest. Betroffen waren 0,9 Prozent (n = 37 von 4.000) Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Antidepressiva eingenommen hatten und 0,5 Prozent (n = 819 von 23.551) Kinder von Müttern ohne Medikation.

Dieser Unterschied relativierte sich aber, nachdem entscheidende Einfluss­fakto­ren berücksichtigt wurden, wie etwa das Alter der Eltern sowie ihr Bildungslevel, psychiatrische Erkrankungen beider Elternteile, andere psychotrope Medika­mente, die Vater und Mutter während der Schwangerschaft einnahmen.

Zwei dieser Faktoren könnten das Risiko einer geistigen Behinderung des Nachwuch­ses tatsächlich begünstigen, vermuten die Forscher: Zum einen das Alter der Eltern sowie psychiatrische Erkrankun­gen.

Die Lebenszeitprävalenz einer geistigen Behinderung liegt in den westlichen Nationen bei 0,7 bis 2 Prozent. Meist wird die Intelligenzminderung im Kindesalter festgestellt, wenn der IQ unter 70 Punkten liegt (siehe Kasten). Häufig kommen anderen psychische oder körperliche Störungen hinzu, beispielsweise das Prader-Willi-Syndrom, das Williams-Beuren-Syndrom oder das Down-Syndrom.

gie

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