Simulationstrainings in der ärztlichen Weiterbildung immer wichtiger

Hannover/Hildesheim/Essen – Simulationstrainings sind in der ärztlichen Weiterbildung auf dem Vormarsch. „Die Teilnahme an strukturierten Simulationstrainings sind mittlerweile nicht nur eine Ergänzung von Weiterbildungszeit am Patienten, sondern können diese unter bestimmten Bedingungen ersetzen“, berichtet Stephan Düsterwald, Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Helios Klinikum Hildesheim.
Die Kombination vom klassischen Weiterbildungssetting mit modernen Patientensimulatoren ist ihm zufolge eine sinnvolle Erweiterung der didaktischen Möglichkeiten. So könnten Ärzte in Weiterbildung zeitkritische, seltene oder komplexe invasive Maßnahmen ohne Risiko üben, Fehler machen, gegebenenfalls abbrechen und den Prozess neu starten.
„Dies führt aus unserer Erfahrung zu einer geschützten Lernatmosphäre, von der Weiterzubildende und Patienten gleichsam profitieren können“, sagte Düsterwald, der auch leitender Arzt der Helios Simulations- und Notfallakademie (SiNa) in Hildesheim ist.
Die neue Weiterbildungsordnung in Niedersachsen – sie ist seit Anfang Juli in Kraft – sieht Simulationsstrainings etwa bei der Weiterbildung Allgemeinmedizin unter dem Punkt „Lebensrettende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen und Wiederbelebung“ vor.
Ebenso bei der Weiterbildung Anästhesiologie: Hier sind Simulationsstrainings im Zwischenfalltraining vorgesehen und bei den „fiberoptischen Techniken“, zum Beispiel bei Intubationen und Bronchoskopien: Von diesen können im Rahmen der Weiterbildung bis zu der Hälfte im Rahmen von Simulationsstrainings erfolgen.
Auch in der Zusatzweiterbildung Notfallmedizin können bis zu 25 von 50 erforderlichen Notarzteinsätzen im Rahmen eines standardisierten Simulationsstrainings ablaufen.
Die Ärztekammer Niedersachsen verweist auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes auf einen Leitgedanken der neuen Weiterbildungsordnung: Danach sind immer „Kompetenzen“ zu erwerben, wobei es dem Weiterbilder im Einzelfall je nach Konzept möglich sei, ergänzend zur praktischen klinischen Vermittlung, Simulationstraining anzubieten.
„Weiterbildung hat aber grundsätzlich immer unter Anleitung eines zur Weiterbildung ermächtigten Arztes zu erfolgen, oder soweit entsprechend geregelt, in vorher anerkannten Weiterbildungskursen“, betont die Kammer.
Auch für die chirurgische Weiterbildung sind Simulationstrainings wertvoll. Das betont Marco Niedergethmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Alfried Krupp Krankenhaus Essen. Er setzt dafür auf einen Mix aus klassischen Verfahren und High-Tech-Methoden.
Zu den ersten gehören etwa Nahtkurse an Schweinegallenblasen und Navigationsübungen mit laparaskopischen Instrumenten in entsprechenden Testpräparaten.
Zu den High-Tech-Verfahren zählen Trainingskonsolen für die robotische Chirurgie, mit denen die Ärzte in Weiterbildung üben können. „Die Assistenten kommen heute viel besser vorbereitet zu ihren ersten Eingriffen“, berichtet Niedergethmann.
Allerdings sieht er auch ein Problem: Moderne High-Tech-Patientensimulatoren sind teuer – „und die Weiterbildung wird als solche in Deutschland nicht bezahlt. Die Klinik muss die Finanzierung aus ihrem Budget stemmen“, so der Experte.
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