Sjögren-Syndrom: Erste Anzeichen richtig einordnen
Berlin – Die ersten Anzeichen des Sjögren-Syndroms erkennen die meisten Patienten und Ärzte nicht. Denn die rheumatisch entzündliche Erkrankung äußert sich vielfältig, sodass Patienten verschiedene Fachärzte - Allgemeinmediziner, Augen-, HNO- oder auch Zahnärzte - als erstes konsultieren. Auf was Fachärzte achten müssen und welche Therapien derzeit erforscht werden, haben Rheumatologen um Ana-Luisa Stefanski von der Charité Universitätsmedizin Berlin in einer Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt zusammengefasst (Dtsch Arztebl Int 2017; 114(20):354-61).
Europäische Frauen, Mitte 50, tragen das größte Risiko, dass bei ihnen das seltene primäre Sjögren-Syndrom (pSS) diagnostiziert wird. Denn die Prävalenz liegt weltweit in Europa mit 61 pro 100.000 Einwohnern am höchsten. Schließt man sekundäre Formen mit ein, steigt die Prävalenz auf mindestens 0,4 Prozent.
Die häufigste Manifestation sind Sicca-Symptome, die sich an den Augen durch Brennen oder erhöhte Lichtempfindlichkeit zeigen – Keratokonjunktivitis sicca. Stomatitis Sicca macht sich hingegen beim Sprechen und Kauen bemerkbar. Etwa 98 Prozent aller Patienten mit dem Sjögren-Syndrom sind betroffen. Die gleichen Sicca-Symptome treten aber auch bei alten Patienten auf, die viele Medikamente gleichzeitig nehmen. Treten Sicca-Symptome länger als drei Monate auf, sollten Ärzte nach Ausschluss einer Medikamentennebenwirkung an das Sjögren-Syndrom denken, empfehlen die Studienautoren.
Den Zahnarzt suchen Menschen mit dem Sjögren-Syndrom meist mit Karies oder frühem Zahnverlust auf. Denn im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung besteht eine doppelt so hohe Prävalenz.
Bei der Therapie stehen allein solche zur Verfügung, die die Krankheitszeichen lindern. Am wichtigsten für die Patienten ist dabei die Behandlung der Sicca- und Fatigue-Symptome. Will der Arzt die Therapie intensivieren und beispielsweise auch extraglanduläre Manifestationen behandeln, wie Arthralgien, Polyarthritis oder eine pulmonale Beteiligung, stützen sich die Empfehlungen auf die Erfahrungen bei verwandten rheumatischen Erkrankungen. Denn in den wenigen hierzu durchgeführten randomisiert kontrollierten Studien konnte die Wirksamkeit konventioneller „disease-modifying antirheumatic drugs“ (DMARD) oder Biologika beim Sjögren-Syndrom nicht erbracht werden. Neue Ansätze befassen sich derzeit mit den pathophysiologischen Mechanismen (siehe Kasten).
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