Sjögren-Syndrom: Standardmedikament in Studie ohne Wirkung
Straßburg – Das Malariamittel Hydroxychloroquin, eines der klassischen Basistherapeutika der Rheumatologie, hat in einer randomisierten kontrollierten Studie beim primären Sjögren-Syndrom, wo es bei weniger schweren Fällen häufig eingesetzt wird, keine Wirkung erzielt, wie aus der Publikaton im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2014; doi: 10.1001/jama.2014.7682) hervorgeht.
Hydroxychloroquin wird beim Sjögren-Syndrom gerne verordnet, wenn es neben der Trockenheit der Schleimhäute (Xerostomie und Xerophthalmie) auch zu Abgeschlagenheit, Arthralgien und Myalgien gekommen ist. (Schwere Verläufe werden mit Streoiden und Immunsuppressiva, eventuell auch mit Rituximab behandelt).
Obwohl seit langem ein Standard beim Sjögren-Syndrom, gibt es keine Belege für eine Wirkung in dieser Indikation. Die meisten Studien waren retrospektive und die einzige prospektive Studie war mit gerade einmal 19 Patienten viel zu klein für einen Wirkungsbeleg. Außerdem erzielte Hydroxychloroquin dort keine Linderung der Beschwerden.
Die an 15 Universitäten in Frankreich durchgeführte JOQUER-Studie war mit 120 Teilnehmern die erste ernstzunehmende Therapiestudie. Alle Patienten erfüllten die diagnostischen Kriterien der American-European Consensus Group und durften in den letzten Monaten keine starken immunsupprimierenden Medikamente oder Rituxiumab erhalten haben. Sie wurden auf eine Therapie mit Hydroxychloroquin (400mg/die) oder Placebo randomisiert, die sie über 24 Wochen durchführten. Danach nahmen alle Patienten über 24 Wochen Hydroxychloroquin ein.
Primärer Endpunkt war ein Rückgang in mindestens zwei von drei Symptomen (Trockenheit, Abgeschlagenheit und Schmerzen) um mindestens 30 Prozent. Dies erreichten, wie Jacques-Eric Gottenberg von der Universität Straßburg und Mitarbeiter berichteten, im Hydroxychloroquin-Arm 10 von 56 Patienten (17,9 Prozent). Dies war keinerlei Verbesserung gegenüber Placebo, wo 11 von 64 Patienten (17,2 Prozent) eine Verbesserung angaben.
Hydroxychloroquin hatte außerdem keinen Einfluss auf eine Reihe von sekundären Endpunkten, darunter den Schirmertest zur Augentrockenheit oder den Speichelfluss. Auch eine Verbesserung der Laborparameter (anti-SSA-Antikörper, IgG) war nicht erkennbar, so dass Gottenberg insgesamt davon ausgeht, dass eine Wirkung von Hydroxychloroquin beim Sjögren-Syndrom nicht belegt ist.
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