Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister zu 2019-nCoV

Brüssel – Die EU-Gesundheitsminister wollen am Donnerstag in Brüssel zu einem Sondertreffen zum neuartigen Coronavirus zusammenkommen. Wie der EU-Rat heute mitteilte, wollen die Minister nach einer Bewertung der Lage auch Schlussfolgerungen verabschieden. An dem Treffen wird laut einem Ratssprecher auch ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilnehmen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vergangene Woche eine EU-weite Debatte über schärfere Einreisekontrollen gefordert. Spahn hatte am vergangenen Dienstag bei einem Treffen mit seiner französischen Kollegin Agnès Buzyn auf die Verschärfung der Bestimmungen durch die USA verwiesen. Buzyn hat zu der Frage eine „abgestimmte Haltung im Schengen-Raum“ gefordert, in dem Reisen ohne Personenkontrollen möglich sind.
Die Regierung in Washington hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus ein Einreiseverbot für China-Reisende erlassen. Ausgenommen sind aus China einreisende US-Bürger. Ausnahmen werden überdies bei engen Familienmitgliedern von US-Bürgern und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung gemacht. US-Bürger, die sich in der chinesischen Provinz Hubei aufhielten, sollen zudem zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt werden.
Durch den neuartigen Coronavirus wurden bisher mindestens 40.000 Menschen infiziert. Er war zuerst Ende vergangenen Jahres in der zentralchinesischen Stadt Wuhan aufgetreten. Mehr als 900 Menschen starben bisher und damit mehr als bei der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003.
Zuletzt gingen die Infektionszahlen aber nicht mehr sprunghaft nach oben. Die WHO sieht Anzeichen dafür, dass sich die Lage stabilisiert. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte aber heute bei einem Besuch in China, dass bisherige Infektionen von Menschen außerhalb Chinas, die nie in das Land gereist sind, nur „die Spitze des Eisbergs“ sein könnten.
Unterdessen gibt es Berichte, dass die Inkubationszeit bei 2019-nCoV in seltenen Fällen bis zu 24 Tage betragen könnte. Das sind zehn Tage mehr als bisher angenommen. Im Schnitt betrage der Zeitraum zwischen Ansteckung und ersten Symptomen wohl drei Tage und damit weniger als die bisher angenommenen gut fünf Tage, ergab eine Auswertung des Leiter des nationalen Expertengremiums zur Eindämmung der Lungenkrankheit, Zhong Nanshan, wie China Daily schreibt.
Nanshan hatte mit seinem Team 1.099 Fälle aus 552 Krankenhäusern in China untersucht. Es handelt sich allerdings um vorläufige Ergebnisse, die weiterer Bestätigung bedürfen. Ohne genaue Kenntnis der Methode lasse sich zunächst nicht sagen, wie gesichert die neuen Erkenntnisse seien, sagte der Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Berliner Charité zu der Analyse in China.
„Eine häufige Fehlerquelle bei scheinbar sehr langen Inkubationszeiten ist eine unbemerkte zwischenzeitliche Exposition.“ Nur unter sehr kontrollierten Bedingungen lasse sich ausschließen, dass Betroffene dem Erreger mehrfach hintereinander ausgesetzt waren.
Einen Grund zur Änderung von Richtlinien oder Einschätzungen sehe er daher zunächst nicht. Auch Guan Weijie, Mitglied des chinesischen Expertengremiums, sagte, es gebe derzeit keinen Grund, die übliche Quarantänezeit von 14 Tagen zu verlängern.
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