2019-nCoV offenbar schon bei sehr leichten Symptomen übertragbar

Berlin – Das Coronavirus 2019-nCoV ist offenbar bereits bei sehr leichten Symptomen übertragbar. Das haben das Institut für Virologie der Berliner Charité und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr nach regelmäßigen Untersuchungen der in der Münchner Klinik Schwabing betreuten Patienten herausgefunden, wie Roman Wölfel, Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr, am Abend dem Deutschen Ärzteblatt bestätigte. Man habe bei Nasen-Rachen-Abstrichen hohe infektiöse Konzentrationen des Virus 2019-nCoV festgestellt – bei einem gleichzeitig milden Krankheitsverlauf, sagte er.
Die Labore beider Institute stellten demnach nach eigenen Angaben in mehreren Fällen fest, dass infektiöse Viren aus dem Nasen- und Rachenraum von Menschen mit geringen Symptomen in Zellkulturen angezüchtet werden können. Die Krankheitszeichen der untersuchten Patienten würden dabei eher einer harmlosen Erkältung als einer schwerwiegenden Lungenentzündung ähneln.
Zugleich fanden die Forscher Hinweise darauf, dass sich das neuartige Coronavirus unabhängig von der Lunge auch im Nasen- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt vermehrt und zudem im Stuhl nachweisbar ist. Über eine mögliche Verbreitung über das Verdauungssystem hatten Berichten zufolge auch chinesische Experten berichtet.
„Diese Beobachtungen sind deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit des Virus bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik“, so die Virologen aus München und Berlin. Dazu zählen demnach Halsschmerzen, Zeichen einer akuten Nasennebenhöhleninfektion oder ein leichtes Krankheitsgefühl ohne Fieber.
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte zuvor auf Berichte über einzelne Fälle hingewiesen, in denen sich Menschen möglicherweise bei Betroffenen ansteckten, die noch keine Symptome zeigten.
Wölfel zufolge sind mit den Untersuchungen in München und Berlin erstmals außerhalb Chinas wissenschaftliche Daten hinsichtlich der Übertragung der Viren zusammengetragen worden. Die Daten sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt. Zugleich betonte er, man habe wegen der allgemeinen Bedeutung der Erkenntnisse mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse nicht warten wollen.
Eine Charité-Sprecherin pflichtete dem bei. Man habe die Informationspflicht und den Weg der wissenschaftlichen Veröffentlichung abgewogen und sich für die Information entschieden, sagte sie dem Deutschen Ärzteblatt.
Trotz der massiven Schutzvorkehrungen konnte die Ausbreitung des Coronavirus in China bislang nicht gebremst werden. Nach Regierungsangaben infizierten sich inzwischen mehr als 20.000 Menschen mit dem Erreger. 425 Menschen in Festlandchina starben daran. Außerhalb Chinas gab es bislang jeweils einen Todesfall in Hongkong und in der philippinischen Hauptstadt Manila.
In Deutschland gibt es bislang insgesamt zwölf bestätigte Fälle von Erkrankungen durch das Coronavirus. In acht Fällen davon handelt es sich um Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Bayern. Angestellte des Unternehmens hatten sich bei einer aus China zu einer Schulung angereisten Kollegin angesteckt.
Zunächst hatte es geheißen, die chinesische Kollegin habe während ihres Aufenthalts in Deutschland keinerlei Krankheitssymptome gezeigt. Wie heute bekannt wurde, soll sie doch Symptome gezeigt haben.
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