Ausland

Sorge um Kollaps der medizinischen Versorgung in der Ostukraine

  • Dienstag, 8. Februar 2022
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geht nach einem Briefing über die Lage im Konfliktgebiet Donbass in der Nähe des verlassenen Ortes Schyrokyne, an der Frontlinie zwischen der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten, zu ihrem Fahrzeug. /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geht nach einem Briefing über die Lage im Konfliktgebiet Donbass in der Nähe des verlassenen Ortes Schyrokyne, an der Frontlinie zwischen der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten, zu ihrem Fahrzeug. /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Kiew – Vor einem Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung in der Ostukraine warnt die humanitäre Organisation „Ärzte der Welt“ am Rande des Besuchs der Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Kiew.

„Die Bevölkerung in der vom Konflikt betroffenen Region in der Ostukraine lebt bereits seit fast acht Jahren in einer humanitären Krisensituation, mit massiven Auswirkungen auf den physischen und psychischen Gesundheitszustand der Menschen“, sagte François De Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland.

Sollte sich der Konflikt weiter verschärfen, drohe ein Kollaps der medizinischen Versorgung. Die Hilfsor­ganisation ist seit Beginn des Konflikts in der betroffenen Region aktiv, unter anderem durch mobile Ein­heiten. In unterversorgten Gebieten bieten sie unter anderem eine Basisgesundheitsversorgung an. Au­ßerdem stellen die Teams medizinische Materialien zur Verfügung und bilden medizinisches Personal fort.

Durch die Teilung der Region in Gebiete, die die Regierung kontrolliert, und solche, die nicht von der Regierung kontrollierte sind, bestehen laut Ärzte der Welt viele Probleme beim Zugang zu lebensnot­wendi­­gen Gesundheits- und anderen Dienstleistungen.

Gesundheitseinrichtungen konnten zum Beispiel keine Patienten mehr an die üblichen Krankenhäuser überweisen. Die Kontaktlinie zwischen den beiden Gebieten dürfe nur an bestimmten Übergängen zu bestimmten Zeiten überquert werden. Seit Ausbruch der Coronapandemie sei ein Großteil sogar ganz geschlossen. Auch medizinisches Material lasse sich zum Teil nicht mehr von einem Ort zum anderen transportieren.

Die Probleme bei der Versorgung spiegelten sich auch in der niedrigen Impfquote gegen SARS-CoV-2 wider: Nur 14 Prozent der Bevölkerung in der Region Donezk und zwölf Prozent in der Region Luhansk seien gegen COVID-19 geimpft – in der Ukraine insgesamt seien es 30 Prozent.

Zudem sind laut Ärzte der Welt rund die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen im Osten der Ukraine schon jetzt als Folge der bewaffneten Auseinandersetzung beschädigt oder nicht voll betriebsfähig. We­gen des massiven Fachkräftemangels sei das verbliebene Gesundheitspersonal stark überlastet. Die zu einem Großteil ältere Bevölkerung, darunter viele chronisch Kranke, habe Probleme, an nötige Medika­mente zu kommen.

Ärzte der Welt warnte vor einer weiteren Eskalation des Konfliktes. Außerdem fordert die Hilfsorganisa­tion von der ukrainischen Regierung, die Menschen in der Krisenregion besser zu unterstützen und das örtliche Gesundheitssystem zu stärken.

Auch Baerbock warnte bei ihrem Besuch in Kew vor einer weiteren Eskalation. Es sei „allen bewusst, was auf dem Spiel steht“, wenn man den russischen Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine, Militär­ma­növer und sonstige Drohgebärden und Provokationen beobachte. „Es geht um nicht weniger als den Frieden in Europa“, sagte die Ministerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

hil

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