Sorge um Zugang für Frauen zu Verhütung

Straßburg – Die Menschenrechtskommissarin des Europarats fürchtet, dass Frauen in manchen europäischen Staaten angesichts der Coronakrise der Zugang zu Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen erschwert wird.
Hindernisse wie die hohen Kosten für Empfängnisverhütung seien in Zeiten wirtschaftlicher Einschränkungen nun noch schwerer für Frauen zu überwinden, betonte Dunja Mijatovic heute. Auch der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen sei durch Ausgangs- und Reisebeschränkungen schwieriger geworden, kritisierte sie.
Die Situation sei besonders besorgniserregend für Frauen und Mädchen, die in einem europäischen Staat lebten, in dem ein Schwangerschaftsabbruch illegal oder rechtlich eingeschränkt sei, so die Menschenrechtskommissarin. Sie nannte als Beispiels den EU-Staat Malta, in dem Schwangerschaftsabbrüche illegal sind.
Die Betroffenen könnten derzeit nur erschwert ins Ausland reisen, um die Behandlung dort zu bekommen, warnte Mijatovic. In Ländern, in denen Schwangerschaftsabbrüche legal sind, erschwere die Gesundheitskrise derzeit obligatorische Termine zur Beratung der Betroffenen zeitgerecht umsetzen zu können.
Die Staaten müssten dringend Hürden im Zugang zu einer sicheren Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen abbauen, forderte Mijatovic. Dazu sollten beispielsweise ungerechtfertigt lange Wartezeiten vor einem Schwangerschaftsabbruch abgeschafft und Beratung auch per Telemedizin erlaubt werden. Notfallverhütung müsse auch ohne Rezept zugänglich sein, so die Menschenrechtskommissarin.
Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg kümmert sich um den Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte in seinen 47 Mitgliedsstaaten. Zu diesen gehören neben den EU-Ländern auch Staaten wie Großbritannien, die Türkei, Russland oder Aserbaidschan. Der Europarat ist nicht Teil der Europäischen Union und agiert unabhängig davon.
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