Spahn für umfassende Aufarbeitung der Coronapolitik

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für eine umfassende Aufarbeitung der Coronapolitik durch den Bundestag ausgesprochen.
Der Gesundheitsausschuss sollte zusammen mit ausgewiesenen Experten eine große Auswertung erarbeiten, „aus der wir für die nächste vergleichbare Situation lernen können“, sagte Spahn den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft heute. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wolle er zügig umsetzen.
Spahn sagte, die Bundesregierung habe über die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus immer „auf Grundlage des jeweils aktuellen Wissensstandes“ entschieden: „Wir haben jeden Tag dazugelernt, es gab viel Unbekanntes.“ Trotzdem hätten Entscheidungen getroffen werden müssen.
„Nicht-Handeln ist in einer Krise keine gute Alternative“, betonte der Minister. Er zeigte aber auch Verständnis dafür, dass manche Bürger fragten: „Warum ändert Ihr dauernd Eure Ansichten?“ Zugleich solle auch gesehen werden, was im Kampf gegen die Coronakrise gut funktioniert habe.
Auf die erzielten Erfolge im Vorgehen gegen die Pandemie „können wir als Gesellschaft und Nation auch stolz sein“. Aus der ganzen Welt kämen Anfragen, „wie wir Deutschen das so gut hinbekommen haben“, sagte der Gesundheitsminister.
Zustimmung für Spahns Vorstoß kommt vom Hartmannbund. Dieser regt an, auch Ärzte zu beteiligen. Es sei „immens wichtig“, dass nicht nur ausgewiesene Experten aus der Wissenschaft an der Evaluation beteiligt sind, sondern auch in der Versorgung tätige Ärzte, mahnt der Vorsitzende des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, der auch Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) ist.
Zusätzlich sollten relevant betroffene gesellschaftliche Gruppen einbezogen werden. Ziel eines Diskussionsprozesses müsse es sein, aus begangenen Fehlern zu lernen und Dinge künftig besser zu machen. „Je offener wir das alle gemeinsam in Angriff nehmen, desto erfolgreicher werden wir dabei sein“, so Reinhardt. Für ihn steht fest, dass das Gesundheitswesen nicht wie ein normaler Markt funktionieren kann. Es müsse auch in Zeiten relativer Ruhe für Krisen gerüstet sein.
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