SPD will individuelle Gesundheitsleistungen eindämmen

Berlin – Die Sozialdemokraten wollen individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) reglementieren und dafür einen „Marktwächter Gesundheit“ einführen. Das geht aus dem Entwurf der SPD-Programmarbeitsgruppe Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz hervor, der dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ) vorliegt. „Die Flut kostenpflichtiger, medizinisch aber oft überflüssiger IGeL-Leistungen wollen wir eindämmen“, heißt es im Programm.
Die SPD will demnach, dass in allen Praxen vereinheitlichte Informationen ausgehängt werden müssen, warum IGeL nicht von den Krankenkassen bezahlt werden. Darin sei zum Beispiel zu erwähnen, dass der „medizinische Sinn zweifelhaft“ sei. Darüber hinaus dürfe eine Zahlungspflicht des Patienten ohne einen schriftlichen Behandlungsvertrag und verbindliche schriftliche Informationen zu Nutzen und Risiken der jeweiligen IGeL über ein Produktinformationsblatt „gar nicht erst entstehen“. Um das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht zu belasten, seien Behandlungen nach dem GKV-Katalog und IGeL „klar voneinander zu trennen“.
Die SPD bemängelt in dem Papier zudem, dass IGeL „keinerlei Überwachung“ unterliegen und diese allein in die Verantwortung des Ärztes gestellt seien. „Systematische Wettbewerbsverstöße oder andere Benachteiligungen von Verbrauchern sind nur über systematische Marktbeobachtungen und Eingriffsmöglichkeiten zu erkennen und zu vermeiden“, schreibt die Partei. Dafür solle künftig ein „Marktwächter Gesundheit“ etabliert werden. Wie dieser konkret aussehen soll, verrät das Programm nicht.
Der Wirtschaftsrat der CDU hat sich unterdessen gegen die Pläne der SPD gestellt. „Patienten können sich auch heute schon umfassend informieren und beraten lassen“, sagte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, der FAZ. Neben dem Arzt des Vertrauens stünden dafür die Beratungsstellen der Krankenkassen und die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) bereit. „Eine Bewertung der individuellen Angebote durch einen ‚Marktwächter Gesundheit‘ läuft auf die Bevormundung und Entmündigung der Patienten hinaus“, so Steiger. Zudem steige der Bürokratieaufwand der Arzt-Praxen, die die Meldungen der IGeL vornehmen müssten, ohne ersichtlichen Mehrwert für die Patienten.
„Ob eine Selbstzahlerleistung medizinisch sinnvoll ist, muss individuell im Einzelfall entschieden werden. Wie soll ein Marktwächter dies beurteilen können?“, sagte Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts. Er betonte, die KBV glaube grundsätzlich, dass sowohl Ärzte als auch Patienten angemessen und sinnvoll mit IGeL umgehen könnten. Zur Anwendung verwies er auf die Broschüre „Selbst zahlen? – Ein IGeL-Ratgeber für Ärzte und Patienten“, die KBV und Bundesärztekammer aufgelegt haben.
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