Vermischtes

Spinnen-und Höhenangst: Verschiedene Angststörungen gleichzeitig behandeln

  • Freitag, 12. Januar 2024

Bochum – Therapien gegen eine bestimmte Angst können auch andere Ängste mildern. Das ist das Ergebnis einer randomisiert kontrollierten Studie der Ruhr-Universität Bochum (Translational Psychiatry 2023; DOI: 10.1038/s41398-023-02698-7).

Die Forschenden hatten 50 Menschen mit Spinnen- und Höhenangst untersucht. Obwohl bei den 24 Personen in der Expositionsgruppe nur die Spinnenangst also die Arachnophobie therapiert wurde, hat sich auch die Höhenangst, die Akrophobie reduziert.

„Eine Angst kommt selten allein", erklärte die Erstautorin der Studie, Iris Kodzaga. „Patientinnen und Patienten, die eine Angststörung haben, entwickeln in der Folge häufig eine weitere.“ Die wirksamste Behandlungsme­thode sei die Exposition. Dabei werden Betroffene gezielt den Situationen oder Objekten ausgesetzt, die ihre Ängste auslösen.

Als Maß für die Untersuchung dienten zum einen subjektive Angaben aus spezifischen Fragebögen für Spinnen- und Höhenangst. Zum anderen erhoben die Forschenden quantitative Verhaltensmaße, etwa wie nah sich die Teilnehmenden an die Spinnen herantrauten oder wie weit sie einen hohen Kirchturm erklimmen konnten im Behavioral Approach Test (BAT).

Ein signifikanter Effekt zeigte sich sowohl in den selbstberichteten Höhenangst-Symptomen als auch in den Verhaltensmaßen: Die Höhenangst nahm durch die Expositionstherapie mit Spinnen laut Universität Bochum im Durchschnitt um 15 Prozent ab. Die subjektive Einschätzung zum erlebten Angstniveau änderte sich jedoch nicht.

Die Kontrollgruppe zeigte dagegen nicht das gleiche Maß an Angstminderung – weder bei Spinnen noch bei Höhen. So nahm etwa das Vermeidungsverhalten gegenüber Spinnen in der zweiten Testung bei beiden Gruppen ab. Dabei war der T-Wert für die Expositionsgruppe bei 7,896 und für die Kontrollgruppe bei 4,183 mit einem P-Wert von jeweils <0,001.

Ähnlich sah es bei der Höhenangst aus: Sowohl die Expositionsgruppe als auch die Kontrollgruppe konnte bei der zweiten Untersuchung im BAT besser mit Höhe umgehen. Für die Expositionsgruppe war der T-Wert = 6,253 (p<0,0001) und für die Kontrollgruppe 3,539 (p=0,02).

„Lange Zeit ging man davon aus, dass bei mehreren Ängsten entsprechend auch mehrere, auf die Angst zuge­schnittene Expositionen nötig sind", so Kodzaga. Diese Annahme sei nun infrage gestellt.

Die Entdeckung eröffne neue Perspektiven für die effiziente Behandlung von Ängsten, so Kodzaga. „Es könnte bedeuten, dass wir Therapieansätze überdenken und möglicherweise universellere Methoden entwickeln können.“ Wie der Übertragungseffekt von der einen Angst zur anderen zustande komme, sei bislang unklar.

mim/kna

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