Stammzellforscher raten vom Begriff „synthetische Embryos“ ab

Boston – Kürzlich haben Forschungsergebnisse zur Entwicklung menschlicher Embryonenmodelle auf Stammzellbasis für Schlagzeilen gesorgt. In einigen Medienberichten war die Rede von „synthetischen Embryos“. Die Internationale Gesellschaft für Stammzellforschung (International Society for Stem Cell Research, ISSCR) rät jetzt davon ab, diesen Begriff zu verwenden, da er ungenau und verwirrend sei.
Integrierte Embryonenmodelle seien weder synthetisch noch Embryonen, heißt es in der Pressemitteilung der ISSCR. Denn diese Modelle könnten zwar Aspekte des frühen Entwicklungsstadiums menschlicher Embryonen nachbilden, aber sie könnten und würden sich nicht weiter zum postnatalen Stadium des Menschen entwickeln. Zudem verbieten die ISSCR-Leitlinien den Transfer von Embryonenmodellen in die Gebärmutter eines Menschen oder eines Tieres.
Aktuell haben einige Arbeitsgruppen ihre Studien zu Embryonenmodellen auf Stammzellbasis publiziert. Nachdem am 14. Juni die britische Tageszeitung Guardian über Ergebisse berichtet hatte, die auf der ISSCR-Jahrestagung in Boston vorgestellt worden waren, erschienen am 15. und 16. Juni gleich vier Preprints zu dem Thema.
Die Publikationen verdeutlichen die rasanten Fortschritte bei der Entwicklung von Embryonenmodellen auf Stammzellbasis, schreibt die ISSCR.
Um das Verständnis der Öffentlichkeit für diese Fortschritte zu fördern und die Medien bei der korrekten Berichterstattung zu unterstützen, hat die Fachgesellschaft nochmal die Merkmale von Embryomodellen zusammengefasst (siehe Kasten).
Die Modelle sollen frühe Stadien der Embryonalentwicklung nachahmen, die in den ersten Wochen der Schwangerschaft auftreten.
Sie können dabei helfen, einen frühen Schwangerschaftsverlust und Plazentaausfall zu verstehen. Zudem diene das Embryomodell auf Stammzellbasis dazu grundlegende Kenntnisse über die frühen Entwicklungsursachen von angeborenen Defekten des Herzens, des Nervensystems und anderer Organe zu verstehen.
Die ISSCR verweist auch noch mal auf ihre Leitlinien, die beispielsweise empfehlen, dass integrierte Embryonenmodelle nur so lange in Kultur gehalten werden, wie es für das Erreichen des wissenschaftlichen Ziels erforderlich ist.
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