Ärzteschaft

Steigende Teilzeitbe­schäftigung erschwert Sicherstellungs­auftrag

  • Dienstag, 27. Juni 2017
/anyaberkut, stock.adobe.com
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Frankfurt am Main – Eine steigende Zahl teilzeitbeschäftigter Ärzte und Psychotherapeuten erschwert den Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Darauf hat heute die KV Hessen hingewiesen. In Hessen sei die Zahl der Ärzte und Psychotherapeuten, die in Teilzeit ihrer ärztlichen oder psychotherapeutischen Tätigkeit nachgehen, von 2007 bis 2016 um über 1.600 gestiegen, hieß es.

Während 2007 nach KV-Angaben 1,2 Prozent der Hausärzte einen hälftigen Versorgungsauftrag hatten – also halbtags arbeiteten – war 2016 schon fast jeder zehnte Hausarzt nur noch halbtags tätig (8,9 Prozent). Bei den Psychotherapeuten ist der Trend noch deutlicher: 2007 hatten 0,7 Prozent einen hälftigen Versorgungsauftrag. 2016 war es sogar die Mehrzahl (50,9 Prozent). Dementsprechend sei die Zahl der Vollzulassungen stark zurückgegangen, betonte die KV. Neben den Psychotherapeuten haben die Chirurgen und Orthopäden die höchsten Teilzeit-Zuwächse zu verzeichnen.

„Zwar registrieren wir in absoluten Zahlen über die Jahre ein Plus an Köpfen, doch erzielen wir damit trotzdem nicht die gleiche Zahl an Arbeitsstunden wie noch vor einigen Jahren – im Gegenteil“, resümierte der KV-Vorsitzende Frank Dastych im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt. Er betonte, die gestiegene Teilzeitbeschäftigung sei „sicher ein Grund dafür, dass wir mittlerweile in vielen Bereichen Probleme in der Sicherstellung der Versorgung haben“.

Dastych zufolge zeigten die Daten „eindrucksvoll“, dass das ambulante System zwar eine Antwort auf den Wunsch nach Flexibilität von Ärzten und Psychotherapeuten gefunden habe, aber damit Gefahr laufe, „nicht mehr den notwendigen Output an ärztlicher oder psychotherapeutischer Leistung zu erzielen, den wir für eine flächendeckende ambulante Versorgung brauchen“.

Die Ursachen für den enormen Anstieg der Teilzeitbeschäftigung im ärztlichen und psychotherapeutischen Bereich sieht Dastych in dem gestiegenen Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance, der deutlichen Zunahme des Frauenanteils sowie eines veränderten Rollenverständnisses von Mann und Frau.

In Hessen arbeiten laut KV derzeit 12.569 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, die in ihren Praxen täglich 243.378 Patienten behandeln. Das entspricht etwa 89 Millionen Arzt-Patienten-Kontakten im Jahr 2016. Die Zahl der ambulanten Operationen in hessischen Vertragsarztpraxen stieg in den vergangenen vier Jahren um 16 Prozent. 2016 fanden der KV zufolge rund 430.000 Operationen – hauptsächlich der Haut, der Augen und der Extremitäten – ambulant statt.

may/EB

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