Steuervorteile im Kampf gegen den Ärztemangel vorgeschlagen

Mainz – Um Ärzte im Rentenalter angesichts des Ärztemangels zur Weiterarbeit zu motivieren, sind Steuervorteile notwendig. Das hat der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, heute in seiner Eröffnungsrede zum 128. Deutschen Ärztetag vorgeschlagen.
„Wenn die Gesellschaft die Arbeitskraft und das Erfahrungswissen dieser Ärztinnen und Ärzte weiterhin in Anspruch nehmen möchte, dann müssen dafür sehr schnell intelligente steuerrechtliche Regelungen und Anreize entwickelt werden“, sagte Reinhardt.
Ärztinnen und Ärzte im Ruhestandsalter seien oftmals bereit, sich zumindest in Teilzeit weiterhin in die Patientenversorgung einzubringen, soweit die Voraussetzungen stimmen würden, sagte er in Mainz. Bereits am Wochenende hatte er gesagt, der Ärztemangel sei keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität.
Rund 4.800 Hausarztsitze seien unbesetzt, in den Krankenhäusern sehe es beim Personalmangel ähnlich aus. Hinzu komme, dass heute fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre oder älter sei. „Wir stehen also vor einer massiven Ruhestandswelle, die das Problem weiter verschärfen wird“, warnte der BÄK-Chef.
„Angesichts der demografischen Entwicklung brauchen wir neue Anreize“, stimmte Catrin Steiniger, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), dem Bundesärztekammerpräsidenten zu. „Steuerliche Entlastungen für ältere Kolleginnen und Kollegen können aber nur ein Baustein sein“.
Für Ärztinnen und Ärzte jeden Alters müsse es generell wieder attraktiv werden, sich in der Versorgung zu engagieren. Alle Praxen, egal welcher Fachrichtung, müssten für ihre Arbeit vollständig honoriert werden, sagte Steiniger. „Wir brauchen eine echte Entbudgetierung der ambulanten Medizin“, forderte sie.
Reinhardt machte des Weiteren darauf aufmerksam, dass die Weiterbeschäftigung von Ärzten im Ruhestand nicht nur dem Gesundheitswesen, sondern auch anderen Wirtschaftsbereichen zugutekommen würde.
„Wir wollen von Juristen und Ministerialen nicht nur hören, was alles nicht geht“, sagte der Bundesärztekammerpräsident. „Wir wollen Vorschläge bekommen, wie es gehen kann. Denn es muss gehen, ansonsten gehen wir unter“, mahnte er an.
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