Streit in Italien um Impfungen nach Rekordzuwachs an Masernfällen
Rom – Eine neue Rekordzahl an Masernerkrankungen hat in Italien zu einem Schlagabtausch über Impfungen geführt. In den ersten vier Monaten registrierten die italienischen Gesundheitsbehörden 1.920 Erkrankungen, sechsmal so viele wie im Vorjahreszeitraum, wie aus einem heute veröffentlichten Bericht hervorgeht. Auch in Deutschland gab es bis Ende April bereits mehr Fälle als 2016 im gesamten Jahr.
Die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo wehrte sich heute gegen einen Artikel der US-Zeitung New York Times, eine Anti-Impfkampagne zu führen. Die größte Oppositionspartei Italiens plädierte in ihrem Blog aber dafür, Impfungen zu empfehlen anstatt sie vorzuschreiben.
88 Prozent der Masernerkrankten seien nicht geimpft gewesen, hieß es in dem gemeinsamen Bulletin des Gesundheitsministeriums und des Nationalen Gesundheitsamtes. 73 Prozent der mit der Kinderkrankheit Infizierten waren 15 Jahre oder älter. Diese Zahlen seien „wirklich besorgniserregend“, sagte Italiens Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin der Nachrichtenagentur Ansa. Sie kritisierte offenbar in Anspielung auf die Fünf-Sterne-Bewegung, auch Politiker hätten mit Desinformationen über Impfungen dazu beigetragen, dass sich einige Menschen nicht impfen ließen.
Die New York Times hatte am Dienstag unter dem Titel „Populismus, Politik und Masern“ einen Leitartikel veröffentlicht. Die Fünf-Sterne-Bewegung distanzierte sich in ihrem Blog am Donnerstag von Darstellungen, eine Impfung könne zu Autismus führen.
Die Masernzahlen schwanken von Jahr zu Jahr stark. So gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 325 Fälle und 2015 knapp 2.500 Fälle. 2004 waren es 123 Fälle und 2001 über 6.000.
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