Medizin

Masern-Erkrankungen in 14 Ländern Europas – mehrere Todesfälle

  • Dienstag, 25. April 2017
/gamelover, stock.adobe.com
/gamelover stock.adobe.com

Stockholm – Eine zu geringe Impfquote erleichtert in vielen Ländern Europas die Aus­breitung von Kinderkrankheiten. In den letzten Monaten sind laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) in mehreren europäischen Ländern die Erkran­kungszahlen an Masern wieder angestiegen. Nach Italien und Rumänien werden die meisten Erkrankungen mittlerweile aus Deutschland gemeldet.

Die derzeitige Masern-Epidemie nahm ihren Ausgang vermutlich in Rumänien. Die Er­kran­kungszahlen stiegen dort seit Anfang 2016 an und bis zum 14. April wurden 4.793 Fälle bekannt, von denen 21 tödlich endeten. Ein Ende des Ausbruchs ist trotz Impf­kampagnen nach Einschätzung der ECDC derzeit nicht abzusehen. Auch in Portugal, Bulgarien und der Schweiz hat es jeweils einen Todesfall gegeben. In Bulgarien starb ein zehn Monate altes nicht geimpftes Kind, in Portugal ein 17-jähriges Mädchen und in der Schweiz ein erwachsener Mann trotz Impfung. Der Mann hatte sich aufgrund einer Leukämie einer aggressiven immunsuppressiven Behandlung unterzogen, die ihn gegen Viren schutzlos machte. Es war der erste Masern-Todesfall in der Schweiz seit 2009.

In Deutschland hat es in diesem Jahr noch keinen Todesfall gegeben. Bis zum 31. März sind jedoch bereits 401 Masernfälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet worden. Außer in Mecklenburg-Vorpommern sind die Masern dabei in allen Bundesländern dia­gnos­tiziert worden. Besonders viele Fälle wurden laut dem jüngsten Situationsbericht im Epidemiologischen Bulletin (2017; doi: 10.17886/EpiBull-2017-021) aus Duisburg (160 Fälle), Leipzig (54 Fälle), Berlin (33 Fälle), dem Lahn-Dill-Kreis in Hessen (19 Fälle), Frankfurt (14 Fälle) und dem Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen (zehn Fälle) übermittelt. 

Die Ausbrüche traten laut RKI vor allem im familiären Umfeld, aber auch in Schulen und medizinischen Einrichtungen wie Kliniken und Arztpraxen auf. Dabei waren gleicher­maßen Patienten wie auch das an den Einrichtungen beschäftigte Personal und Ange­hö­rige betroffen. In den meisten Bundesländern sind die Erkrankungszahlen in den letzten Wochen wieder gesunken, in Nordrhein-Westfalen und hier insbesondere in Duisburg steigen die Erkrankungszahlen laut RKI jedoch weiter: Die Ständige Impf­kommission am RKI empfiehlt allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden, sich gegen Masern impfen zu lassen.

Unter den 401 Fällen in diesem Jahr waren 94 Kinder (23 Prozent) in den ersten beiden Lebensjahren und 53 weitere Kinder (13 Prozent) im Alter von zwei bis vier Jahren. Dies ist ein Anstieg gegenüber früheren Jahren. Das RKI führt ihn einmal auf einen höheren Anteil an Asylsuchenden/Geflüchteten und Migranten unter den Masernfällen zurück. Zum anderen würden die Kinder in Deutschland häufig erst relativ spät geimpft. Im Jahr 2015 waren nur 87 Prozent der 15 Monate alten Kinder einmalig und 74 Prozent der 24 Monate alten Kinder zweimalig gegen Masern geimpft. 

Insgesamt ist die Impfquote für die erste Masernimpfung in den letzten Jahren jedoch gestiegen. Insgesamt 96,8 Prozent der Kinder erhielten 2015 wenigstens eine Impfung (gegenüber 94,0 Prozent in 2005). Mittlerweile erhalten auch 92,8 Prozent die zweite Impfung (gegenüber nur 76,6 Prozent im Jahr 2005). Die für die Elimination angestrebte Impfquote von mindestens 95 Prozent für die zweite Masernimpfung werde bisher nur von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erreicht, heißt es in dem Bericht.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung