Streit um die Finanzierung nichtärztlicher Praxisassistenten
Berlin – Streit um die Förderung von nichtärztlichen Praxisassistentinnen (NäPa) in Hausarztpraxen gibt es zwischen dem Deutschen Hausärzteverband auf der einen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf der anderen Seite. Auslöser ist ein offener Brief des Bundesvorsitzenden des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. KBV und GKV-Spitzenverband haben die darin erhobenen Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.
„Bis heute wird den Hausärzten und ihren Patienten ein Großteil der ihnen zustehenden Gelder vorenthalten. Es geht dabei um Summen im hohen zweistelligen Millionenbereich. Das ist aus unserer Sicht ein skandalöser Zustand!“ schreibt Weigeldt. Er meint damit die Förderung von NäPas in Hausarztpraxen, auf die sich KBV und GKV-Spitzenverband im Rahmen der Honorarverhandlungen 2014 verständigt hatten – jährlich rund 118 Millionen Euro.
Aber „eine Vielzahl bürokratischer Regelungen“ führe dazu, dass dieses Geld nicht in den Praxen ankomme, so Weigeldt in dem Brief. Als Beispiele nennt er Vorgaben zur Mindestanzahl von Patienten, eine Diskriminierung von Hausärzten, die an Selektivverträgen teilnähmen, und die Tatsache, dass sich die Vereinbarung ausschließlich auf NäPas beziehe, obwohl das VERAH®-Modell mit inzwischen mehr als 9.000 zertifizierten Abschlüssen viel verbreiteter sei.
Der Hausärzteverband fordert in dem offenen Brief, die Fördergelder für NäPa als Zuschlag auf die Chronikerpauschale unbürokratisch auszuzahlen. Damit würde sichergestellt, dass das Geld tatsächlich für die Versorgung der Patienten in den Hausarztpraxen zur Verfügung stehe. „Eine weitere Bürokratisierung und Verkomplizierung der ohnehin schon schwer zu überblickenden Regelungen im Kollektivvertragssystem sind unbedingt zu vermeiden“, schreibt Weigeldt.
„Aus unserer Sicht ist die Kritik des Hausärzteverbandes an der Regelung zur Förderung von NäPas unberechtigt und wird durch die Fakten widerlegt“, entgegnet der GKV-Spitzenverband auf die Vorwürfe der Hausärzte. Die GKV stelle de facto seit 2015 jährlich bis zu 118 Millionen Euro für die Finanzierung von NäPas zur Verfügung. „Wenn diese Mittel nicht ausgeschöpft werden, ist dies kein Skandal, sondern Ergebnis des realen Versorgungsgeschehens beziehungsweise des Bedarfs. Schließlich gibt es keinen Anspruch auf dir Vergütung nicht erbrachter Leistungen“, hieß es aus dem GKV-Spitzenverband.
Er wies daraufhin, dass inzwischen mehr als 10.000 Hausärzte eine NäPa beschäftigten und dafür einen Vergütungszuschlag je Behandlungsfall erhielten. Sie hätten im Jahr 2015 über 1,2 Millionen Hausbesuche gemacht. „Die NäPA-Förderung funktioniert besser als der Hausärzteverband glauben machen will“, lautet das Fazit des GKV-Spitzenverbandes.
Das ist auch die Haltung der KBV: „Nicht vergessen werden darf auch, dass die erforderlichen Weiterbildungscurricula, die ja über die Ärztekammern angeboten werden, noch nicht vollumfänglich erfolgt sind. Das Reservoir der in der Weiterbildung befindlichen NäPas konnte also bisher noch nicht vollumfänglich erschlossen werden“, erklärte Regina Feldmann aus dem KBV-Vorstand gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Die Fördergelder gingen aber nicht verloren, sondern könnten auch noch später abgerufen werden. Die KBV wolle bis Ende des Jahres einen Beschluss zur NäPa-Förderung im Bewertungsausschuss erreichen und die Förderung damit noch attraktiver gestalten. „Eines kann ich aber bereits jetzt feststellen: Die Praxen, die bereits eine nichtärztliche qualifizierte Mitarbeiterin haben, sind sehr zufrieden“, so Feldmann.
NäPas sind medizinische Fachangestellte, die ihre Zusatzqualifikation nach dem entsprechenden bundeseinheitlichen Curriculum der Bundesärztekammer erworben haben. VERAH® ist eine Qualifizierungsoffensive des Deutschen Hausärzteverbandes. Anfang 2014 haben die BÄK und der Hausärzteverband ihre unterschiedlichen Ausbildungsgänge für nichtärztliche Assistenztätigkeiten wechselseitig anerkannt.
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