Medizin

Studie: Bariatrische Operation senkt Krebsrisiko bei Frauen

  • Dienstag, 30. Mai 2017
Bariatrische Operation senkt Krebsrisiko
/xlogger, stock.adobe.com

Göteborg – Magenverkleinerung und Magenbypass sind nicht nur die effektivste und schnellste Methode, das Körpergewicht von adipösen Menschen zu senken. Die Behandlung ging in einer schwedischen Kohorte bei Frauen auch mit einem vermin­derten Krebsrisiko einher. Laut einer Publikation in Gynecologic Oncology (2017; 145: 224–229) könnten in erster Linie gynäkologische Tumore vermieden werden.

Übergewicht und Adipositas sind ein unabhängiger Risikofaktor für eine Reihe von Krebsarten, darunter auch die gynäkologischen Malignome in Brust, Uterus, Zervix und Ovarien. Eine Gewichtsabnahme sollte deshalb eine präventive Wirkung gegen Krebs­erkrankungen haben. Äußerst effektive Methoden zur Gewichtsreduktion sind bariatri­sche Operationen, die durch eine Magenverkleinerung die Nahrungsaufnahme begren­zen und/oder durch einen Magenbypass die Resorption der Nährstoffe vermindern.

Erfolge bestätigen sich

In einer früheren Untersuchung in Lancet Oncology (2009; 10: 653–662) hatten Lars Sjöström von der Sahlgrenska Universität in Göteborg und Mitarbeiter gezeigt, dass Frauen nach einer bariatrischen Operation seltener an Krebs erkranken (für Männer war kein Effekt nachweisbar). Die Forscher hatten die Ergebnisse der SOS-Studie (Swedish Obese Subjects) ausgewertet, der weltweit größten Langzeituntersuchung zu den Auswirkungen der bariatrischen Operation. Damals lagen die Operationen im Mittel 10,9 Jahre zurück. Inzwischen sind 18,1 Jahre vergangen, und die Vorteile für die Frauen haben sich weiter bestätigt.

Die meisten der 1.420 Frauen, die im mittleren Alter von 37 Jahren operiert wurden, haben inzwischen die Menopause erreicht und sind damit in ein Alter eingetreten, in dem Krebserkrankungen zunehmend häufiger auftreten. Die meisten Frauen haben zwar in den vergangenen Jahren wieder etwas zugenommen. Sie wiegen jedoch weiterhin deutlich weniger als vor der Operation, als der Body-Mass-Index bei über 38 kg/m2 gelegen hatte.

Es gab in der Kohorte Krebserkrankungen, die Frauen erkrankten jedoch zu 29 Prozent seltener als in einer Kohorte gleich alter Frauen, die sich keiner bariatrischen Opera­tion unterzogen hatten. Åsa Anveden von der Sahlgrenska Universität und Mitarbeiter ermitteln eine Hazard Ratio von 0,71, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,59 bis 0,85 signifikant war. Am größten war der Schutzeffekt gegenüber gynäkologi­schen Malignomen, die bei den operierten Frauen zu einem Drittel seltener auftraten (Hazard Ratio 0,68; 0,52–0,88), beim Endometriumkarzinom wurde die Rate sogar um fast die Hälfte gesenkt (Hazard Ratio 0,56; 0,35–0,89).

Die Schutzwirkung könnte mit der günstigen Wirkung der Operation auf den Blut­zucker­stoffwechsel zusammenhängen. Frauen, die vor der Operation die höchsten Insulinspiegel im Blut hatten (ein Hinweis auf einen bevorstehenden Typ-2-Diabetes), erzielten durch die Operation die größte Wirkung.

Wie alle Beobachtungsstudien kann die SOS-Studie die protektive Wirkung letztlich nicht beweisen. Eine Schutzwirkung über die Senkung des Insulinspiegels könnte jedoch biologisch plausibel sein. Grundlagenforscher diskutieren seit Längerem, ob erhöhte Insulinspiegel das Krebsrisiko erhöhen.

rme

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