Studie: Genesene nur bedingt vor Omikron geschützt

Doha/Katar – Die Schutzwirkung einer früheren COVID-19-Erkrankung fällt gegen Omikron offenbar schwächer aus als gegen andere Varianten von SARS-CoV-2. Dies geht aus einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMc2200133) hervor.
Die zahlreichen Mutationen im Genom von Omikron, die die Antigenität des Spike-Proteins deutlich verändert haben, gefährden nicht nur die Wirksamkeit der Impfstoffe. Auch der Immunschutz durch eine frühere Erkrankung kann verloren gehen.
Ob dies der Fall ist, hat ein Team um Laith Abu-Raddad von Weill Cornell Medicine-Qatar in einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie untersucht. Die Epidemiologen stellten Personen mit einem positiven und negativen PCR-Test im Zeitraum zwischen dem 23. Dezember und den 2. Januar gegenüber.
Damals dominierte in dem Emirat die Omikron-Variante. Wenn eine frühere Erkrankung vor einer erneuten Infektion mit Omikron schützt, dann sollte es in der Gruppe mit positivem PCR-Ergebnis weniger Menschen mit einer früheren Infektion geben, als in der Test-negativen Kontrollgruppe.
Dies war der Fall, doch die Schutzwirkung, die Abu-Raddad und Mitarbeiter ermitteln, fällt mit 55,9 % relativ moderat aus. Das 95-%-Konfidenzintervall reicht von 50,5 % bis 60,8 %. Zwischen der früheren Erkrankung und der Omikron-Infektion waren im Mittel 314 Tage vergangen.
Interessant ist der Vergleich mit anderen Varianten. Die Schutzwirkung einer früheren Erkrankung gegen Delta lag mit 91,9 % (87,8-94,7 %) deutlich höher. Seit der früheren Erkrankung waren 254 Tage vergangen. Auch vor einer Erkrankung durch die Alpha-Variante waren die Genesenen 279 Tage nach ihrer ersten COVID-19-Erkrankung besser geschützt. Abu-Raddad ermittelt eine Schutzwirkung von 90,3 % (60,4-97,6 %).
Die Schutzwirkung vor schweren Erkrankungen scheint nach einer früheren Infektion stärker zu sein. Abu-Raddad gibt sie mit 87,8 % an. Diese Zahl ist allerdings mit einem weiten 95-%-Konfidenzintervall von 47,5 % bis 97,1 % verbunden, was an der geringen Gesamtzahl der Omikron-Erkrankungen liegt. (Die Ergebnisse zu den anderen Varianten waren ebenfalls unsicher).
Auf Intensivstation musste kein Patient behandelt werden, der eine COVID-19-Episode in der Vorgeschichte hatte. Todesfälle gab es auch nicht. Hier scheint eine Parallele zu den Impfungen zu bestehen, die nur bedingt vor einer Infektion mit Omikron schützen, schwere Erkrankungen jedoch meist abwenden.
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