Gesellschaft für Virologie: Personen mit 3 Antigenkontakten sollten gleichgesetzt werden

Berlin – In der Diskussion um die Immunität von Genesenen schlägt die Gesellschaft für Virologie vor, Personen mit drei Antigenkontakten gleichzusetzen – unabhängig davon, ob es sich bei diesen Kontakten um Impfungen oder Infektionen gehandelt hat. Dies ist einer heute veröffentlichten Stellungnahme der Fachgesellschaft zu entnehmen.
Studien zeigen, dass Impfung und Infektion – insbesondere was Omikron angeht – nicht zu einer gleichwertigen Immunität führen. Doch dies gelte nur für die Menge und Effektivität der neutralisierenden Antikörper, so die Argumentation der Virologen.
In verschiedenen Veröffentlichungen wurde gezeigt, dass das Serum von Personen, die nicht geimpft sind und eine Infektion mit SARS-CoV-2 (nicht Omikron) durchlaufen haben, eine niedrige, mitunter nicht mehr nachweisbare neutralisierende Aktivität gegen die Omikron-Variante aufweist.
Seren von Personen, die eine Kombination aus Infektion und Impfung durchlaufen haben, oder von geimpften Personen, die eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, weisen eine bessere neutralisierende Antikörperantwort gegen die Omikron-Variante auf.
Zelluläre Immunantwort muss berücksichtigt werden
Allerdings wurde in diesen Studien die zelluläre Immunantwort nicht berücksichtigt. „Der Schutz vor schweren COVID-19-Verläufen hängt nicht ausschließlich von neutralisierenden Antikörpern ab, sondern auch von der Fähigkeit der T-Zellen, infizierte Zellen im Körper zu erkennen und abzutöten“, heißt es in der Stellungnahme.
Und hier deuteten erste Publikationen darauf hin, dass im Gegensatz zur Antikörperantwort die T-Zell-Antwort bei Genesenen wie auch bei vollständig Geimpften bei einer Infektion mit der Omikron-Variante weiterhin wirksam ist.
Anders als das Spikeprotein sind die Angriffsziele der T-Zellen bei den SARS-CoV-2-Varianten wenig verändert sind. „Es ist davon auszugehen, dass diese T-Zell-Antworten einen guten Schutz gegen schwere COVID-19-Verläufe nach Infektion mit der Omikron-Variante vermitteln können“, so die Fachgesellschaft. Allerdings lägen hierzu bisher keine Daten vor.
Vorimpfungen beeinflussen Immunität nach Infektion
Nach der Reduktion der Dauer des Genesenenstatus von 6 auf 3 Monate sei bei der Umsetzung der Regeländerung oftmals nicht zwischen Genesenen mit oder ohne Impfung unterschieden worden. Nach Ansicht der Gesellschaft für Virologie müsse aber klar unterschieden werden zwischen Genesenen mit und ohne COVID-19-Impfanamnese.
Neuste Publikationen zeigen nämlich, dass es durch mehrere Antigenkontakte über die Zeit, SARS-CoV-2-spezifische Antikörper mit hoher Neutralisationsfähigkeit und in ausreichender Menge entwickeln – die auch die Omikron-Variante teilweise neutralisieren.
Dabei sei die Zahl von drei Antigenkontakten entscheidend. Deren Konstellation wiederum spiele eine untergeordnete Rolle. Der Schutzeffekt ist also unabhängig davon, ob eine Person 3-fach geimpft, 2-fach geimpft und genesen oder genesen und 2-fach geimpft ist.
Virologen für „pragmatische Regelung“
Unter Berücksichtigung dieser Datenlage schlägt die Gesellschaft für Virologie deshalb vor, deutschlandweit eine pragmatische Regelung anzuwenden, die Personen mit 3 Antigenkontakten, unabhängig von der Art der Antigenkontakte – Impfung oder Infektion –, gleichsetzt.
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