Studie: Osteoporosescreening älterer Frauen vermeidet Hüftfrakturen

Norwich/England – Ein Screening mit einem einfachen Fragebogen und eventueller Knochendichtemessung sowie die anschließende medikamentöse Behandlung von Hochrisiko-Patientinnen hat in einer randomisierten kontrollierten Studie im Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)32640-5) die Häufigkeit von Hüftfrakturen gesenkt.
Die Osteoporose ist eine häufige Ursache für Knochenbrüche im Alter. Epidemiologische Studien zeigen, dass 1 von 3 Frauen und 1 von 5 Männern nach dem 50. Lebensjahr einen Knochenbruch erleidet, der auf einen Knochenmineralmangel zurückzuführen ist. Besonders gravierend sind die Folgen einer Hüftfraktur. Im ersten Jahr nach dem Knochenbruch verlieren 50 Prozent der Patienten ihre Unabhängigkeit, etwa 20 Prozent sterben innerhalb eines Jahres nach der Fraktur.
Die SCOOP-Studie („SCreening for Osteoporosis in Older women for the Prevention of fracture“) hat erstmals an einer größeren Bevölkerungsgruppe untersucht, ob ein Screening und eine Behandlung die Rate osteoporotischer Frakturen senken kann.
An der Studie nahmen 100 Arztpraxen aus England teil. Zwischen April 2008 und Juli 2009 wurden 12.483 Frauen im Alter von 70 bis 85 Jahren auf eine Osteoporose gescreent. Die Frauen wurden per Los auf 2 Gruppen verteilt. Bei einer Hälfte der Frauen wurde der FRAX-Fragebogen angewendet. Das einfache Screeninginstrument, das Forscher der Universität Sheffield entwickelt haben, ermittelt innerhalb weniger Minuten jene Frauen, bei denen eine Knochendichtemessung sinnvoll ist.
Das Ergebnis der Knochendichtemessung bestimmte dann, ob den Frauen eine präventive Behandlung mit Bisphosphonaten oder anderen Medikamenten angeboten wurde. In der zweiten Gruppe wurde kein Screening durchgeführt. Die Indikation zur Knochendichtemessung und zur Behandlung blieb dort der Aufmerksamkeit der Ärzte überlassen.
Der primäre Endpunkt war der Anteil der Frauen, die in den 5 Jahren nach dem Screening eine oder mehrere osteoporosebedingte Frakturen erlitten.
Wie Lee Shepstone von der Norwich Medical School und Mitarbeiter jetzt berichten, erhielten 898 von 6.233 gescreenten Frauen eine Behandlung. Die Annahme der Behandlung war gut. Im ersten Jahr wurden 15 Prozent der Patientinnen Osteoporosemedikamente verschrieben gegenüber 4 Prozent in der Vergleichsgruppe. Die meisten Frauen nahmen die Medikamente auch regelmäßig ein (78 Prozent nach 6 Monaten).
Die erhoffte Reduktion aller osteoporotischen Frakturen blieb allerdings aus. Shepstone ermittelte eine Hazard Ratio von 0,94, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,85 bis 1,03 das Signifikanzniveau verfehlte. Auch die Gesamtzahl aller Frakturen wurde nur tendenziell gesenkt. Die Hazard Ratio betrug hier 0,94 (0,86–1,03).
In der Inzidenz der Hüftfrakturen war dagegen signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Shepstone ermittelte eine Hazard Ratio von 0,72 (0,59–0,89). Das Screening und die Behandlung hatten damit das Risiko einer Hüftfraktur um 28 Prozent gesenkt. Die Number needed to screen (NNS) betrug 111 Frauen, von der einer durch Screening und Behandlung eine Hüftfraktur erspart blieb.
Mitautor Eugene McCloskey schätzt, das bei Anwendung des FRAX-Fragebogens (mit eventueller anschließender Knochendichtemessung) bei allen Frauen zwischen 70 und 85 Jahren in Großbritannien jährlich 8.000 Hüftfrakturen verhindert werden könnten. Eine Schwäche der Studie ist, dass keine Unterschiede in Mortalität, Psyche (Angstzustände) oder Lebensqualität der Frauen nachgewiesen werden konnte.
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