Medizin

Südafrika: Verursacht Omikron überwiegend mildere Erkrankungen?

  • Montag, 6. Dezember 2021
/catalin, stock.adobe.com
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Pretoria – Noch ist unklar, wie sich die zahlreichen Mutationen im Genom der neuen Omikron-Variante auf die Pathogenität von SARS-CoV-2 auswirken. Mediziner aus der am meisten betroffenen Provinz in Südafrika berichten, dass es deutlich weniger schwere Verlaufsformen gebe als in den vorangegangenen Virusepidemien.

Die Omikron-Epidemie ist auch in Südafrika erst wenige Wochen alt. Es ist deshalb noch zu früh, um den Einfluss der Varianten auf den Verlauf der Erkrankung beurteilen zu können. Trotz sprunghaft gestiegener Zahlen scheint bisher in der am meisten betroffenen Provinz Gauteng (im Nordosten in der Umgebung von Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria) eine Überlastung der Kliniken ausgeblieben zu sein. Im Gegenteil. Nach einer Pressemitteilung des „South African Medical Research Council“ (SAMRC) von vor­ges­tern berichten Ärzte über einen eher milden Verlauf der Erkrankung.

So ist am Steve Biko/Tshwane District Hospital Complex in Pretoria zwar die Zahl der hospitalisierten Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion in den letzen beiden Wochen stark gestiegen. Die meisten Patienten wurden jedoch wegen anderer Erkrankungen eingewiesen.

Auffallend ist laut dem Bericht von Fareed Abdullah, der am SAMRC das “Office of AIDS and TB Research“ leitet, dass die meisten Patienten kein Sauerstoff benötigen. Unter 42 Patienten erhielten laut dem Be­richt nur 13 (30 %) Sauerstoff. Nur bei 9 Patienten (21 %) wurde eine Pneumonie diagnostiziert basierend auf einer Kombination von Symptomen, klinischen Anzeichen, Röntgenbefund und Entzündungsmarkern. Bei den anderen 4 Patienten gab es andere Gründe für die Sauerstoffgabe (etwa eine Herzinsuffizienz). Nur 4 Patienten befinden sich auf Intensivstation, von denen laut der Pressemitteilung nur 1 Patient mechanisch beatmet werden muss.

In den früheren 3 Krankheitswellen hat es laut Abdullah deutlich mehr schwere Fälle gegeben. Ein 2. Unterschied sei ein niedriges Alter der Patienten. Mehr als 80 % waren jünger als 50 Jahre.

Die Sterberate liegt dem Bericht zufolge bei 6,6 % – harmlos ist Omikron also nicht – und damit deutlich niedriger als in den vergangenen 18 Monaten, in denen 17 % der hospitalisierten Patienten mit SARS-CoV-2 gestorben waren (im gesamten Land waren es sogar 23 %). Auch die durchschnittliche Kranken­hausliegezeit ist laut dem Bericht mit 2,8 Tagen versus 8,5 Tagen deutlich gesunken.

Der Bericht ist sicherlich nur ein erster Eindruck von der unvermeidlich erscheinenden Omikron-Welle. Weiteres werden die nächsten Wochen zeigen. Für Virologen wäre es nicht unerwartet, dass die Virulenz eines Virus sich innerhalb einer Epidemie durch Mutationen abschwächt. Viren, die ihren Wirt weniger stark schädigen, haben einen evolutionären Vorteil. Dies wurde in der Vergangenheit auch bei der Ent­wick­lung von Lebendimpfstoffen genutzt, die in Tieren so lange vermehrt wurden, bis sich eine abge­schwächte Variante durchgesetzt hatte, die für die Menschen ungefährlich ist.

rme

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