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Omikron: Hochgradig übertragbar, Folgen noch schwer einzuschätzen

  • Mittwoch, 8. Dezember 2021
/Stockhausen, stock.adobe.com
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Berlin – Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, erwartet wegen der neu aufgetretenen Omikron-Variante bis zum nächsten Sommer Probleme mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland. „Das Delta-Virus ist unser Problem bis in den Januar rein, das Omikron-Virus ist unser Problem bis Som­mer", sagte Drosten gestern in der NDR-Sendung „Das Coronavirus-Update“.

Derzeit dominiert in Deutschland die Delta-Variante des Coronavirus. Die kürzlich entdeckte Omikron-Variante breitet sich aber weltweit aus. Drosten sagte, vermutlich werde Omikron ab Januar in Deutsch­land zum Problem. Es lasse sich im Moment jedenfalls nicht sagen, dass bis Ostern das Thema Corona­virus vorbei sei.

Drosten zeigte sich insbesondere durch die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit von Omikron besorgt. Es zeige sich eine Verdopplung der Fälle in Südafrika oder England etwa alle drei bis vier Tage. Falls sich das für Deutschland bestätige, „dann ist das eine Entwicklung, die schneller ist als jede politische Ent­schei­dungsmöglichkeit. Dann hätten wir bald ein ernstes Problem“, sagte Drosten.

Im Gegensatz zu Südafrika oder England sei hier aber durch die aktuellen politischen Maßnahmen wie die 2G-Regelungen die „Handbremse“ derzeit etwas angezogen, was eventuell die Verbreitung verlang­same.

Der Virologe warnte zugleich vor Euphorie angesichts vermutlich bevorstehender Meldungen aus Süd­afri­ka über einen milden Krankheitsverlauf. In Südafrika handle es sich um Wiederansteckungen von Menschen, die schon einmal oder sogar zweimal das Coronavirus hatten.

Deshalb sei die Situation mit Deutschland nicht zu vergleichen und deshalb spreche er eine Warnung für die Ungeimpften aus. „Es könnte sein, dass die Krankheitsschwere nicht nur nicht verringert ist. Es könnte sogar sein, dass es erschwert wird, die Krankheitsschwere.“

Diese Annahme begründete Drosten mit der deutlich stärkeren Virusvermehrung bei Omikron. „Viel Virus, viel Krankheit“, sagte der Virologe. Er riet zur Impfung gegen das Coronavirus und insbesondere zur soge­nannten Boosterimpfung. Er nehme an, dass eine „geboosterte Impfimmunität“ gegen Omikron auch bes­ser schütze als eine überstandene Infektion. Belastbare Daten dazu lägen bislang aber noch nicht vor, räumte der Wissenschaftler ein.

Insgesamt seien viele Annahmen wegen noch fehlender belastbarer Studien derzeit noch Vermutungen.
Wie Drosten sagte, deuten zwar derzeit vorliegende wissenschaftliche Ergebnisse aus Südafrika auf eine geringere Krankheitsschwere. Dies lasse sich aber damit erklären, dass die mit Omikron Infizierten schon mal Corona hatten und deshalb eine Immunität haben.

Es treffe außerdem aber auch in einem deutlich stärkeren Maß jüngere Menschen, die durch ihr Alter vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt seien. Besorgniserregend nannte Drosten die aus Südafrika gemeldeten Krankenhausaufnahmen von Kindern. Berichten zufolge betreffe ein Fünftel der Kranken­haus­­­­­aufnahmen Kinder im Alter von unter zehn Jahren.

Nach Einschätzung des US-Experten Anthony Fauci ist die neue Omikron-Variante offenbar nicht schlim­mer als andere Varianten des Erregers. „Es ist nahezu sicher, dass sie nicht schlimmer ist als Delta“, sagte der oberste medizinische Berater von US-Präsident Joe Biden.

Es gebe einige Hinweise darauf, dass Omikron sogar weniger schwerwiegend sein könnte. In Südafrika sei beobachtet worden, dass „das Verhältnis zwischen der Zahl der Infektionen und der Zahl der Kranken­hausaufenthalte wohl geringer ist als bei Delta“. Vollständig gesicherte Erkenntnisse hierzu seien aber erst in einigen Wochen zu erwarten.

Die Omikron-Variante war Ende November von Wissenschaftlern in Südafrika entdeckt worden. Seither wurde sie in dutzenden Ländern nachgewiesen, darunter Deutschland. Sie weist 50 Mutationen im Ver­gleich zu dem ursprünglichen Virus auf, davon 32 am sogenannten Spikeprotein, mit dem das Corona­virus an der Wirtszelle andockt. Es wird daher befürchtet, dass diese Variante deutlich ansteckender ist als frühere Varianten.

Omikron sei „eindeutig hochgradig übertragbar“ und womöglich sogar ansteckender als die Delta-Vari­ante, sagte Fauci. Untersucht wird derzeit auch, ob die vorhandenen Coronaimpfstoffe auch gegen die neue Omikron-Variante wirksam sind. Er rechne damit, dass die Ergebnisse dieser Laboruntersuchungen spätestens in einer Woche vorliegen werden.

afp/dpa

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