Techniker Krankenkasse evaluiert System zur Erfassung von Stürzen bei Senioren

Hamburg – Die Techniker Krankenkasse (TK) stattet zusammen mit dem Unternehmen Philips 500 Senioren in Deutschland mit einem technischen System aus, das Stürze in der häuslichen Umgebung erfassen und in einem solchen Notfall Hilfe alarmieren soll.
„Pflegebedürftigkeit und ein möglichst selbstständiges Leben dürfen sich nicht ausschließen. Das Projekt ‚Sicher Zuhause‘ zeigt, wie digitale Lösungen und künstliche Intelligenz die Eigenständigkeit im Alter unterstützen können“, erklärte Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. Zudem würden Pflegende entlastet und Angehörigen ein Teil ihrer Sorgen genommen, so Ballast weiter.
Teilnehmende TK-Versicherte erhalten ein Hausnotrufsystem mit einer Basisstation und einem um den Hals zu tragenden Funksender. Die im Funksender integrierten Sensoren sollen einen Sturz erkennen und einen automatischen Notruf auslösen.
Binnen kurzer Zeit meldet sich dann ein Mitarbeiter der Hausnotrufzentrale, der Zugriff auf die hinterlegte Adresse und wichtige Informationen hat, zum Beispiel zu Vorerkrankungen und verordneten Medikamenten. Über die Freisprechanlage des Hausnotrufgeräts kann der Hilfebedürftige von überall in der Wohnung seine Situation schildern. Je nach Bedarf werden Nachbarn, Angehörige oder der Notarzt verständigt.
Das Projekt soll zudem die Vorteilen des technischen Systems mit medizinischem Know-How verknüpfen. Dazu schildern die Teilnehmer der Studie zu Beginn der Studie einem speziell geschulten Gesundheitsberater telefonisch ihre persönliche Situation, etwa Krankengeschichte, Medikation und den üblichen Tagesablauf. Der um den Hals getragene Funksensor für die Sturzerkennung registriert die Bewegungsdaten. Auf Basis der vom Sender übermittelten Daten sowie der Informationen aus dem Eingangsgespräch berechnet der selbstlernende Algorithmus tagesaktuell einen Risikowert.
„Das Besondere an dieser Lösung ist, dass sie einen Risiko-Score ermittelt, der den Gesundheitszustand des Patienten darstellt. So lassen sich Anzeichen für eine Verschlechterung rechtzeitig erkennen“, erläuterte Andreas Landgraf, Business Development Manager bei Philips. Ist ein Grenzwert überschritten, meldet sich der Gesundheitsberater, um mögliche Ursachen, aber auch sinnvolle präventive Maßnahmen wie Krankengymnastik, einen Arztbesuch oder eine Pflegeberatung vor Ort zu besprechen.
Laut einer Studie in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie machen ab einem Alter von 60 Jahren Stürze über die Hälfte der unfallbedingten Verletzungen aus. Deren Folgen können einschneidend sein: Knochenbrüche oder Kopfverletzungen beispielsweise ziehen nicht selten Aufenthalte in Krankenhäusern oder Rehaeinrichtungen nach sich. Zudem könne Sturzangst die körperliche Aktivität und den Bewegungsradius massiv einschränken.
An der achtmonatigen Studie können alle TK-Versicherten ab Pflegegrad eins teilnehmen, die Anspruch auf ein Hausnotrufsystem haben.
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